∆ 56° – Sehnsucht Russland: Tag 21
Mi, 20.1.2016 – Murmansk-Norwegen
Mein heutiger russischer Musik-Tipp, “Ты моя нежность” von Наргиз:
.. und für die Gema-Geplagten in Deutschland folgender Alternativ-Link:
http://www.youtube.com/watch?v=lUc2Ib_cejo
Trinc ging des Nächtens immer wieder mal zu seinem Auto, ließ es mal laufen, schaltete es mal ab, fuhr mal durch die Gegend. Gegen 9 Uhr fuhren wir los, wobei wir noch kurz an einem Supermarkt hielten, damit ich meine Einkäufe machen konnte. Leider nicht sooo viel bekommen, wollte egtl. auch noch an einem zweiten oder einem kleineren halten, hatte es dann aber ganz vergessen und es lag auch keiner mehr zur Grenze nach Norwegen, zumindest nicht direkt auf der Straße. Die Landschaft hier oben ist schon sehr genial und trotz der offiziell kurzen Tagesdauer ist es dank der langen Dämmerung egtl. gar nicht mal soooo viel kürzer hell. Und um mein gestriges Statement mal kurz zu dementieren – wir sahen spätestens auf der Straße nach Kirkenes nochmal einen Unfall – und lt. Trinc gab es auch in den Wochen vorher welche. Mit Dashcam-Material zu russischen Unfällen oder Gewaltakten konnten wir aber “leider” nicht dienen ;-)
Dass die MEZ im Bereich Kirkenes/Norwegen nicht ganz passt, hatte ich ja schon einige Male in meinen Herbst-Urlauben erwähnt (wobei die Sommerzeit eben schon passt). Ähnliches gilt ja auch für die Grenze Türkei – Georgien, wo es auch einen 2-Stunden-Sprung gibt. Richtig kurios wird es aber hier oben, wenn wir ca. 3 Tage früher über die Grenze RU-NO gefahren wären, denn dann hätte weder in RU, noch in NO die Sonne um 12 Uhr Ortszeit geschienen – in Norwegen wäre sie bereits vor 12 Uhr Ortszeit untergegangen, in RU erst nach 12 Uhr Ortszeit aufgegangen ;-)
Zumindest lt. der Berechnung auf einer Website. In Wahrheit hatten wir durch Hügel und Wolken und Bäume nämlich auch keine Sonne vor 12 Uhr zu Gesicht bekommen.
Sonnenauf-/untergang an der Grenze RU-NO am 20.1.2016 lt. einer Website:
Auf russischer Seite:
Sonnenaufgang 11:59
Sonnenuntergang 14:22
Auf norwegischer Seite:
Sonnenaufgang 9:59
Sonnenuntergang 12:22
(+ jeweils ca. 2 Stunden Dämmerung)
Tendenziell fände ich die russische Zeit hier an der Grenze wohl angenehmer, denn mit den jeweils 2 Stunden Dämmerung ergäbe das in RU einen “Tag” grob gesagt von 10-16 Uhr, in Norwegen von 8-14 Uhr.
Zur Grenze hin gab es noch einge Male Temperaturen unter -30°C, die -39° erreichten wir zwar nicht mehr, die -38°C aber schon.
(Fotos anklicken zum Vergrößern)
^ Magenta: Fahrstrecke 20.1., wobei wir die Nacht vom 20. auf 21. durchgefahren sind, daher nicht exakt abgrenzbar
^ Der schöne Weihnachtsbaum in Murmansk
^ Lenin-Prospekt (Straße) (8:41 Uhr)
^ Gleich fahren wir über die Brücke
^ Auch in Murmansk gibt es diese schmalen Ampeln
^ Schornsteine und Morgendämmerung (10:02 Uhr)
^ Noch ein Rückblick zu den qualmenden Schornsteinen (10:08 Uhr)
^ Die Windschutzscheibe gefror bei den kalten Temperaturen quasi ganztags auch von innen partiell.
^ Seitenblicke an der Straße von Murmansk-Kirkenes (10:40 Uhr)
^ Ich kam mir vor wie in der Matrix, wir überholten laufend LKWs und wenig später war ein von hinten gleich aussehender wieder vor uns ;)
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes (10:46 Uhr)
^ Die -39° von gestern erreichten wir heute zwar nicht nochmal, aber nochmal -38° hatten wir egtl. auch nicht mehr mit gerechnet…
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes (11:08 Uhr)
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes (11:32 Uhr)
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes
^ Auf der Strecke Murmansk-Kirkenes (11:43 Uhr)
^ Der Straßenzustand im Winter ist hier in Russland quasi gleich zu Norwegen, mit den Längsrillen im Eis und dem Sand.
^ Murmansk-Kirkenes (11:57 Uhr)
^ Sapoljarny. Dass da auf dem roten Schild Gypermarket (Hypermarkt, also großer Supermarkt) steht, hab ich leider erst jetzt daheim entdeckt, schade, hätte ja egtl. noch was einkaufen wollen..
^ Rechts der Grenzzaun zu Norwegen
^ Kurz vor der Grenze (12:38 Uhr)
^ Nur noch wenige km Russland, dann ist unser Russland-Abenteuer, zumindest im engeren Sinn, vorbei. Leider.
^ 12:53 Uhr – endlich kommt die Sonne über die Hügel
^ Kurz vor der Grenze (12:58 Uhr) – und der Mond ist auch schon aufgegangen
^ -33° an der Grenze, na toll.
Die Grenze selbst war wieder einmal sehr zeitintensiv, insb. da Trinc 20 Liter Diesel im Reservekanister hatte und nur 10 bei der Ausfuhr aus Russland erlaubt wären. Einfach in den Tank reinschütten war nicht erlaubt, es mussten Protokolle und Formulare ausgefüllt werden (wann haben wir wo den Diesel zu welchem Preis gekauft etc.) und ein Akt angelegt werden, was dann allein ca. 1 Stunde in Anspruch nahm. Danach musste er mit dem Zöllner aus dem Grenzgelände rausfahren und konnte den Diesel in den Tank leeren und durfte wieder hereinfahren. Ansonsten mussten wir zum Glück das Auto nicht komplett entleeren (aber mehr als die Hälfte schon). Nicht begeistert war Trinc auch, als ihm der Zöllner sagte, er solle den Motor abstellen…
Leider wollten uns auch noch die Norweger genau inspizieren, wobei die immerhin eine beheizte Halle hatten und wir in einem warmen Wartebereich warten durften – oder mussten, so genau hatten wir das nicht kapiert, die Fahrzeugkontrolle wurde ohne unsere Beobachtung durchgeführt und das Fahrzeug großteils oder fast ganz entleert. Na dann wollen wir mal hoffen, dass uns niemand ‘was unterschieben will…
Generell waren aber sowohl die Zöllner(innen) in Russland, wie auch in Norwegen, recht freundlich, aber in Summe dauerte der Grenzübergang – sowohl lt. Dashcam, wie auch lt. Fotos – ganze 3 Stunden!! Jetzt sind die Tage hier oben eh schon so kurz, da muss man dann auch noch stundenlang an der Grenze warten :-(
Die weitere Route war temperaturbedingt über die möglichst nördlichste Route, d.h. nicht über die E6 (auf der im Bereich der finnischen Grenze ja wieder Temperaturen knapp um oder unter -40° gemeldet wurden), nicht durch Finnland, nicht durch Schweden, sondern den Fv.98 über das Ifjordfjellet, dann wieder auf die E6 über Alta und Narvik. Die Temperaturen waren hier zum Glück zu meist wieder etwas humaner, auch wenn es einmal von -15° in nur 10 Minuten (an einem kleinen Pass nach Alta) auf -33° sank.
Eine Übernachtung in Alta wurde temperatur- und zeitmangelsbedingt allerdings ausgelassen, wir fuhren stattdesen durch mit Ausnahme einer ca. 1,5 stündigen Pause. Zudem war Trinc über die Straßen hier in Norwegen doch etwas überrascht – man braucht einfach länger, wenn man in Norwegen die kurvigen Straßen an den Fjorden und über die Fjelle fährt. Nicht nur, weil man nur 80 km/h fahren darf, sondern, weil man meist auch gar nicht viel schneller fahren könnte. Und auch wenn die Preise in Norwegen dank schwachem Ölkurs und schwacher Krone für Norwegen noch erträglich sind – ist der Unterschied insbesondere zu Russland (mit seinem während unserer Reise ebenfalls recht schwachen Rubel) natürlich schon sehr extrem. Ist in Russland manches nur halb so teuer wie bei uns und in Norwegen doppelt so teuer wie bei uns – macht das im direkten Vergleich Russland-Norwegen dann gleich mal eine 4-fache Teuerung aus…
^ Nach 3 Stunden an der Grenze (Zeitzonendifferenz: Uhr 2 Stunden zurückstellen) Ankunft in Norwegen, die Sonne ist schon längst wieder untergangen (14:09 Uhr)
^ Abenddämmerung nähe Kirkenes (14:17 Uhr)
^ E6 / Fjord nahe Kirkenes (14:56 Uhr)
Wenigstens hatten wir einen klaren Himmel und die meiste Zeit gab es Nordlichtaktivität, wenn auch eher nicht sooo stark und nicht sooo hell, wie ich es von meinen letzten Spätsommer-Reisen 2013 und 2015 gewohnt war. Da ich das Stativ nicht dabei hatte (bei der geplanten Route nach Kirgistan wäre es ja nicht nötig gewesen und hätte nur Platz im Auto gebraucht), konnte ich aber leider nur handgehalten fotografieren. Gut, einerseits macht das bei den Temperaturen mit Stativ eh keinen Spaß (macht es ja im Herbst bei knapp über 0 Grad schon nicht lange), aber hier und da wären das schon ein paar tolle Fotos geworden, da ja auch der Mond nahezu voll war. Naja, besser so als gar nicht:
^ Unsere ersten Nordlichter auf dieser Reise (15:07 Uhr; 1/8s ISO 5000 — leider hatte ich ja mein Stativ nicht dabei)
^ Trinc’s erste Nordlichter überhaupt
^ Nordlichter an der E6 zwischen Kirkenes und Tana (15:45 Uhr, 1/20s ISO 12800)
^ Fv 98 Ifjordfjellet, erneut Nordlichter (18 Uhr)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht mit Polarlichter (18 Uhr, 1/5s ISO 8000)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht (18:03 Uhr, 1/5s ISO 5000)
^ Polarlichter (ohne Stativ, 1/5s ISO 12800)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht mit Polarlichter (18:12 Uhr, 1/5s ISO 6400)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht mit Polarlichter (18:13 Uhr, 1/8s ISO 6400)
^ Trinc im Mondlicht mit Polarlichter (18:14 Uhr, 1/8s ISO 8000)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht mit Polarlichter (18:18 Uhr, 1/6s ISO 12800)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht mit Polarlichter (18:27 Uhr, 0.8s ISO 2500)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht mit Polarlichter (18:31 Uhr, 1/8s ISO 12800)
^ Fv 98 Ifjordfjellet im Mondlicht mit Polarlichter (18:32 Uhr, 1/8s ISO 12800)
^ Nordlichter am Fv 98 nahe Lakselv (20:12 Uhr, 1/8s ISO 12800)
^ Nordlichter am Fv 98 nahe Lakselv (20:12 Uhr, 1/8s ISO 12800)
^ Nordlichter im Mondschein am Fv 98 nahe Lakselv (20:14 Uhr, 1/8s ISO 12800)
Den nördlichsten Punkt unserer Reise erreichten wir durch diese Ifjordfjellet-Straße, bei ca. 70,5° nördlicher Breite. Im Kaukasus waren wir auf ca. 42,8°, was eine Breitengrad-Differenz von ca. 27,7° macht – aber so viel ist das eigentlich gar nicht. Wenn ein Athener zum Nordkapp fährt, hat er ca. 33°. Eine Nord-Süd-Durchquerung in Chile ergäben übrigens fast 39°.
^ Braucht man in Norwegen Spike-Aufkleber am Auto? Reicht da unser russischer Spike-Aufhänger? :)
Ein paar Dashcam-Sequenzen:
(Fortsetzung folgt – auch wenn Russland hinter uns liegt, liegen noch ein paar Urlaubstage und ein paar tausend km vor uns!)