Andelsbuch-Bezau, 3.12.2017 / Nostalschi im Bregenzerwald

Mein letzter und bisher einziger Besuch im Skigebiet Andelsbuch-Bezau war 2008 – obwohl es mir damals recht gut gefiel, hab ich’s irgendwie seitdem nicht mehr hier her geschafft. Welch ein Frevel, welch ein Fehler! Auch wenn es keinen ESL hier gibt und die alte PB nicht mehr steht und man auch keine so schöne 4EUB wie am Hochgrat hat, aber es ist trotzdem ein geniales Nostalgie-Skigebiet mit unmodellierten und unbeschneiten Pisten, rassigen Skirouten+Varianten und – wenn man Glück hat – Pano zum Bodensee und ins Flachland. Ganz klar: Andelsbuch-Bezau ist meine Nummer 1 in Vorarlberg.

Aus dem aktuellen (leider sehr unangenehm riechenden) Pistenplan-Prospekt bzw. von der Homepage:

“Auf der nostalgischen Seite des Berges erleben wir das Skifahren in seiner wertvollsten Form…

Wer die Ruhe, die Einfachheit zu schätzen weiß, wer der Hektik entfliehen will, die Weite sucht und auf den Komfort von Hightech-Skiliften verzichten kann, der wird immer wieder Heimweh nach Andelsbuch haben. Es war nicht gewollt, nicht mit der Zeit zu gehen, aber mittlerweile haben wir die Vorzüge der Langsamkeit entdeckt.
(…)
Wir lieben es so, wie es ist.”

Ein schönes Statement der Bergbahnbetreiber, wobei ein alleiniger Ersatz der beiden DSB mit einer EUB ohne weitere Maßnahmen wie Beschneiung, Pistenausbau etc. für mich durchaus noch akzeptabel wäre. Allerdings passt mir in der obigen Aufzählung eine Sache nicht: “wer… auf den Komfort von Hightech-Skiliften verzichten kann”. Erstens passt mir hier weder “verzichten kann” (es ist für mich weder ein Verzicht noch eine Frage des könnens, sondern des wollens bzw. nicht-wollens) und zweitens, was soll denn komfortabel daran sein, wenn ich an einer 8KSB inmitten von hundert Leuten anstehen muss, dann eingepfercht mit 7 anderen Leuten auf einem Sessel sitzen und deren Gespräche mit anhören muss und dank Bügelzwangsverriegelung und engem Kindersicherungsbügel Stress beim Aussteigen hab? Die DSB-Sitze sind hier dank Thermo-Schaumstoff-Unterlage genauso warm wie KSBs mit Sitzheizung und durch die langsame Fahrgeschwindigkeit der DSB gibt’s weniger Wind und somit weniger Kälte. Und nach den anstrengenden Tiefschnee-Skirouten ist die langsamere DSB-Fahrt sogar nochmals komfortabler, weil man sich länger ausruhen kann.
(Gestern in der 4SB am Bödele wurde ich bei einer Fahrt übrigens von einem Kiffer im Sessel vor mir vollgequalmt, hatte ich im gestrigen Bericht ganz vergessen zu erwähnen. Hätte mir hier heute nicht passieren können, da die Sessel viel zu wenig ausgelastet waren und in den Sesseln vor mir nie einer saß ;-) )

Die Tageskarte kostet 32,- € und wird auf eine Einmal-Chip-Karte geladen. Wenigstens muss man da abends nichts zurück geben. Es waren alle Lifte geöffnet – außer die Übungslifte an der Talstation, wo es auch eine Beschneiung gibt. Auch die Abfahrten und Skirouten waren fast alle geöffnet, nur die Talskirouten 2+3 waren offiziell geschlossen, bin ich aber trotzdem gefahren. Zugegeben, etwas schneearm hier und da und dafür hatte ich bei den ersten Fahrten am Morgen auch die alten Ski an, bevor ich auf die neuen wechselte, und zwar aus gutem Grund. Ich hatte ja gestern am Bödele bei einem südlich ausgerichteten Hang nachmittags schon etwas Bruchharsch gespürt und rechnete mit dem Schlimmsten an der südlich ausgerichteten Skiroute zur PB-Mittelstation. Und tatsächlich, arg. Oben zwar nicht ganz so extremer Bruchharsch wie damals 2008, aber weiter unten dann stärker und zusätzlich auch noch festgefrorene Altspuren. Brauchte ich kein zweites Mal heute. Leider fuhr ich sie auch noch im Nebel, denn erst 5-10min später verschwand der Nebel hier oben. Besser ging’s auf der Rodelbahn, die ich dann noch ein zweites Mal gefahren bin, weil die Seite so schön sonnig ist, während der Hauptteil des Skigebietes zur momentanen Jahreszeit doch eher im Schatten liegt. Dafür bleibt halt der Schnee pulvriger.

Ja, wettermäßig hatte es heute leider nicht geklappt, der Nebel war zu hoch. Das befürchtete ich aber bereits am Morgen, als der Wetterbericht für Vorarlberg für die Bodenseeregion vom Hochnebel auf 1500m berichtete. Ich ging nochmal alle Optionen durch, aber die sonnigen Skigebiete in der Gegend, die also hoch genug oder weit genug weg waren, waren mir dann entweder zu teuer oder zu wenig offen oder dann doch etwas zu weit weg, wie z.b. Elm in der Schweiz, das ich auch mal besuchen wollte. Da fahr ich lieber im oder unter dem Nebel in einem Nostalgiegebiet als in der Sonne an modernen, unkomfortablen, überfüllten, kunstschneebesudelten KSBs und das war dann auch tatsächlich der Fall – ich hatte mehr als genug Spaß hier und heute. Übrigens, zum Thema Hotel – das Frühstücksbuffet war wirklich sehr groß für das doch eher kleine Hotel. Von Ham & Eggs über vegetarische Frikadellen, mehrere Wurst-, Käse- und Fischsorten bis hin zur Müslibar und so weiter. Konnte nicht alles probieren, was ich gerne hätte essen wollen :)

(Fotos anklicken zum Vergrößern)


^ Pano vom Hotel


^ GPS-Track 3.12.2017 (Gelb) und 14.12.2008 (Blau, damals noch mit den alten PB, deren 2. Sektion etwas anders verlief!)


^ DSB Sektion I mit ihren ungewöhnlichen, runden Betonstützen


^ Bergstation DSB Sektion I


^ Nicht weniger urig angelegt, aufgeständert am steilen Hang – die DSB Sektion II, allerdings ohne Betonstützen.


^ Variante neben der DSB Sektion II


^ Variante neben der DSB Sektion II (zum SL Breitfeld)


^ Talskiroute 3, könnte in ein paar Jahren ein Problem zu fahren sein mit den jungen Bäumen.


^ Talskiroute 3, der obere Steilhang. Links zu sehen die Talstation DSB Sektion II


^ Talskiroute 3, Querung


^ Talskiroute 3, Drehkreuz :)


^ Talskiroute 3, die flacheren Hänge waren bei der noch etwas geringen Schneedecke angenehmer, aber Steinkontakt hatte ich egtl. nirgends.


^ Talskiroute 3


^ Talskiroute 3, einfach nett.


^ DSB Sektion I mit ihren ungewöhnlichen Betonstützen


^ DSB Sektion I


^ DSB Sektion I, die Stütze 16 weicht etwas von den anderen ab


^ DSB Sektion I Bergstation


^ Talskiroute 2 oder so ungefähr


^ Talskiroute 3


^ DSB Sektion II mit Variante


^ Ausstieg Doppel-SL Niederemulde und dahinter der kurze Teller-SL Niederekopf


^ Rodelbahn zur PB-Mittelstation, konnte man stellenweise auch abkürzen


^ Skiroute 1 zur PB-Mittelstation, wie letztes Mal grausig, oben leichter Bruchharsch ..


^ Skiroute 1 zur PB-Mittelstation, wie letztes Mal grausig, unten dann nämlich hart gefroren das, was anscheinend gestern aufgeweicht befahren wurde. Südseitige Skirouten in der Höhe sollte man tunlichst nur fahren, wenn es warm ist.


^ Mittelstation Sonderdach


^ Fahrplan der einspurigen PB (Funifor)


^ Mittelstation PB, man muss einen Knopf drücken, ob man rauf oder runter fahren will.


^ PB/Funifor von Bezau


^ PB/Funifor von der Bergstation aus


^ Blick ins Skigebiet von der PB-Bergstation aus


^ Offpiste von der PB-Bergstation runter zu den SL (Bergstation DSB Sektion II ebenfalls zu sehen). Den Bodensee sah man heute leider nicht.


^ Man könnte ja fast meinen, da stand mal ein Kurven-SL, der bis zur Bergstation des jetzigen Teller-SL ging und den Steilhang da rechts erschloss?!


^ Abfahrt am Doppel-SL, dem Inbegriff eines Menschenbaggers, heißt Hochleistungsskifahrerbeförderungsanlage aus den 70ern (hier zwar ‘nur’ 2400 p/h, gibt’s aber wohl auch mit knapp 2900 p/h, denn ein normaler DM-Bügel-SL schaffte ja bis zu 1440 p/h, wenn ich mich recht erinnere.). Oben drüber die PB-Bergstation samt Restaurant und dahinter der Säntis


^ Variante zum SL Breitfeld


^ Abfahrt/Skiroute 4 an der DSB Sektion II – den Zickzack-Skiweg kann man abschnittsweise abkürzen, so dass es interessanter wird.


^ Talskiroute 4 – mittlerweile nicht mehr als präparierte Piste eingezeichnet. Macht doch gleich viel mehr Spaß als eine eisigharte Kunstschneepiste. Wobei ich den Tiefschnee nebendran bevorzugt hab ;-)


^ Talskiroute 4, genug Pulver ohne sich die Ski kaputt zu machen.


^ Talskiroute 4. Ok, teilweise hätte es etwas mehr Schnee sein können.


^ DSB Sektion I


^ DSB Sektion I und Parkplatz. War weniger los als gestern am Bödele. Wobei die Anfänger natürlich jetzt besser mit der neuen PB rauffahren..


^ DSB Sektion II, Talstation SL Breitfeld und Varianten


^ DSB Sektion II und Varianten am SL Breitfeld


^ DSB Sektion II und Abfahrt am SL Breitfeld


^ DSB Sektion II und SL Breitfeld, nette Trasse, aber da er sich die Abfahrt ja auch etwas mit der DSB teilt, bin ich ihn leider nicht so oft gefahren.


^ Selektive Variante unter der DSB Sektion II


^ DSB Sektion II und Doppel-SL Niederemulde, an dem musste man abschnittsweise ein paar Bügel warten, aber der linke war auch nicht in Betrieb.


^ Alpen-Pano Bergstation SL Niederekopf


^ Pano Bergstation SL Niederekopf und die nette Grat- und Panorama-Abfahrt 6; rechts die Abfahrt 3 war noch unpräpariert und somit Tiefschnee


^ Pano Grat-Abfahrt 6. Zur Skiroute PB-Mittelstation einfach am SL geradeaus weiter fahren und runter und den Spuren folgen. Findet man selbst im Nebel.


^ Grat-Abfahrt 6 zur PB-Bergstation


^ Links die ehemalige PB-Bergstation und hier die ehemalige Skiroute, mit der die PB damals ins Skigebiet eingebunden wurde. In Verlängerung dieses netten Hangs kann man auch die Rodelbahn zur PB-Mittelstation nehmen, zu der Jahreszeit schön in der Sonne gelegen.


^ Auf der Rodelbahn zur PB-Mittelstation Sonderdach


^ Sonderdach mit PB-Mittelstation


^ Einseitige PB/Funifor aus Bezau. Hier an der Mittelstation konnte man sich beim Warten dank Glasverbau und Südausrichtung schön aufwärmen.


^ Der kurze Teller-SL Niederekopf


^ Die letzten Sonnenstrahlen am Gipfelgrat vor der nächsten Schlechtwetterfront.


^ Flachland-Pano mit Doppel-SL Niederemulde und links in der Sonne die Bergstation SL Breitfeld.


^ Noch eine Variante an der DSB Sektion II zum Abschluss.

Fazit: Im Großteil des Gebiets tolle Pisten- und noch tollere Offpistebedingungen. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich letzte Saison überhaupt mal irgendwo so tollen Pulver wie hier und heute hatte. Ich hoffe, mein nächster Besuch wird nicht wieder so lange dauern..

Um kurz vor 16 Uhr verzichtete ich auf die letzte Bergfahrt, da ich noch etwas vor hatte: Wie ja gestern bemerkt, ist die Straße Warth-Lech noch offen. Somit kann ich von hier aus direkt zum Arlbergpass fahren und noch kurz beim Strolz in Lech vorbei schauen. Ich glaub, ich bin die Strecke von hier aus nach Warth noch gar nicht gefahren, insb. jetzt in der Dämmerung fand ich die Gegend doch recht spektakulär. Einsame, enge, steile Täler, die man eher in anderen Alpenländern als in Österreich erwartet, zwischendrin ein paar Häuser und plötzlich das ein oder andere moderne Skigebiet, das passt so gar nicht zusammen.


^ Idyllisch gelegenes, kleines Dorf Schröcken – wie aus dem Märchenfilm. (Mist, hätte ich doch stehen bleiben und ein richtiges Foto machen sollen)

Bei meinem letzten Besuch beim Strolz in der letzten Saison hatte ich mir ja überlegt, wie schon beim vorherigen Skischuh, erst nochmal eine neue Schale zu kaufen, bevor wieder ein kompletter Schuh fällig wird. Auf der Website hab ich dann gestern gesehen, dass es “schon wieder” ein neues Modell gibt – angeblich komfortabler beim Einsteigen, eine neue Deckellasche vorne, Geh-Ski-Funktion, usw. – hörte sich ganz gut an. Ob da aber mein alter Innenschuh noch reinpasst bei so viel Änderungen? Und die weiße Schale, die ich mir letzte Saison überlegt hatte, gibt es nun nicht mehr. Aber vielleicht ja noch Restbestände, also traf es sich doppelt gut, dass ich heute auf dem Weg vorbei fahren konnte.

Und ja, die Rechnung ging auf. Also die neue Schale mit den alten Skischuhen könnte wohl problematisch werden, aber es gab noch Restbestände der weißen Schale und auch welche in meiner Größe. Danach wurde ich gerügt, dass ich doch einmal pro Saison die Innenschuhe rausnehmen sollte, weil schimmlig. (Ja, wenn das so einfach gehen würde! Und wann, wenn man das ganze Jahr fährt! Und baut doch eure Schuhe wasserdichter! Immerhin, die Innenschuhe sind dicht..) Somit trotz Kauf einer neuen Schale ein “Zwangsservice” machen müssen, selbst neue Sohlenbeläge wurden nochmals montiert, wobei mir das Service diesmal gratis gemacht wurde, weil ich die neue Schale gekauft hab ;-)

Allerdings konnte ich die neuen Schalen nicht gleich mitnehmen, weil sie erst noch etwas gedehnt werden müssten, ich bekomme sie nun zugeschickt. Die größte Überraschung folgte dann bei der Bezahlung – die Restbestände der alten Schalen waren wohl stark reduziert, so dass ich nur 200,- € zahlen musste (inkl. gratis Service an den aktuellen Schuhen und inkl. Versand)! Womit sich dieser kleine Wochenendausflug in den Bregenzerwald gleich nochmal gelohnt hatte…

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