∆ 56° – Sehnsucht Russland: Tag 7
Mi, 6.1.2016 – Цей / Tsey / Tsej (Nord-Ossetia-Alanija)
Mein heutiger Musik-Tipp, “Молодой цыган” von Мария Ечина (Маша Бартон):
Nach dem Frühstück und weiteren Überlegungen kamen wir wieder einmal etwas spät weg und entschieden uns für ein bisschen Skifahren in Tsej / Tsey und in Folge vermutlich Weiterfahrt nach Georgien. Obwohl die Angaben hinsichtlich der Straße nach Georgien einige zweifelhafte Suchergebnisse brachte: Demnach wäre die Grenze zwar offen, nicht aber der Pass in Georgien zwischen Grenze und Gudauri, wg. Lawinengefahr oder so. Wobei anderen Berichten nach die Straße seit gestern wieder geöffnet sein könnte (mit Schneeketten und einem Zwischenteil, den man aufgrund der Lawinengefahr ohne Anhalten durchfahren muss). Dafür sollen auch ein paar Straßen in Armenien gesperrt sein (wg. Glatteis), davon angeblich alle Verbindungen nach Georgien …
Kurz gesagt, auch keine optimale Ausgangslage, um nach Georgien und Armenien zu fahren (ohne Armenien macht Georgien wettermäßig auch keinen Sinn), um dann in ein paar Tagen wieder nach Russland zurück zu fahren – zwangsläufig über die gleiche Strecke, so sie wg. Lawinengefahr nicht weiterhin gesperrt ist (heute sollte es in Gudauri besseres Wetter geben, die nächsten 2 Tage soll es aber wieder schneien) – und das wollen wir doch egtl. auch nicht riskieren, nicht mehr nach Russland zu kommen…
Tsey war dazu ein ziemlicher Unsicherheitsfaktor. Einerseits wollten wir aufgrund des alten ESLs und der Tatsache, dass es sich in Nordossetien-Alanien befindet (Wortspiel: Alagna in Italien, Alanya in der Türkei, Alanija/Alanien in Russland), hin. Auf der offiziellen (?) Website von Tsej steht jedoch, dass man für die Gegend hier 2 Wochen im Vorhinein einen Passierschein einholen müsste. Aber das stand auch tatsächlich nur auf dieser Seite, nirgends sonst war im Web eine Info darob zu finden. Eine EMail-Anfrage im Skigebiet meinerseits vor einigen Wochen blieb leider unbeantwortet. Anhand einer Webcam wussten wir aber immerhin, dass zumindest ein Lift prinzipiell in Betrieb sein sollte.
Auf dem Weg nach Tsey hatten wir diesmal mehrere Polizeikontrollen, wobei es an der Grenze zur Republik Nordossetien-Alanien sogar eine richtige Grenzstation gab und wir unsere Pässe im Haus registrieren lassen mussten.
(Fotos anklicken zum Vergrößern)
^ Fahrstrecke 6.1.2016
B) Skigebiet Tsej
C) PB Pjatigorsk
A/I) Skigebiet Tscheget/Elbrus
^ Naltschik / Blick zum Kaukasus
^ Respublika Sewernaja Osetija-Alanija, also Republik Nord Ossetien – Alanien
^ Mizur mit Lawinen(?)schutzwällen
^ Na, wer sieht die Stromleitungen?
^ Tiefhängende Stromleitungen ohne Mast
Gegen 13 Uhr waren wir in Tsey – nach einer etwas abenteuerlichen Straße – und hatten Glück, da auch der ESL in Betrieb war. Parallel zum ESL gibt’s ja eine DSB, und wie so üblich, sind beide unterschiedliche Gesellschaften, so dass man sich für gewöhnlich entweder für die Tageskarte am ESL oder für die (längere) DSB entscheidet. Die Tageskarte am ESL hätte 800,- Rubel gekostet, Einzelfahrt 150,- Rubel (ca. 1,70 €) und allein da wir nicht genug Geld hatten, entschieden wir uns für eine Einzelfahrt und danach noch für eine Zweite. Leider lag auch hier recht wenig Schnee und es war zudem recht steinig. Trincerone beließ es nach 2 Fahrten, ich wollte dann wenigstens einmal auch die DSB mitnehmen.
Auch an der DSB kostet die Einzelfahrt 150,- allerdings hätte man noch 150,- für eine Keycard zahlen müssen, fremde Keycards wurden nicht akzeptiert, worauf ich ja mal wieder gar keine Lust hatte. Man hätte sie zwar zurück geben können, aber unser Auto stand ja oben am ESL. Alles mal wieder moooordsmäßig umständlich, nur für eine Fahrt. (Mir geht’s da ums Prinzip.)
Als ich mir überlegte, nun ärgernd die Keycard zu kaufen oder doch wieder zum ESL raufzulaufen, kam ein Einheimischer daher und lud mich auf eine Fahrt ein, er war mit seiner Nichte Sofia hier Ski fahren und hatte eine Mehrfahrtenkarte, so dass er seine Keycard zweimal hintereinander abstempeln lassen konnte. Ich war dann auch neben ihr im Sessellift und wir unterhielten uns etwas auf Englisch, wobei sie nur bis zur Mittelstation gefahren ist. Wenn ich das alles richtig kapiert hab, ist sie in Georgien geboren, hier in der Gegend aufgewachsen, studiert in Sibieren, war letzes Jahr 1 Jahr in London und ist derzeit in den Ferien hier in der Gegend, um Ski fahren zu lernen (es sei heute ihr zweiter Skitag). Sie war natürlich sehr überrascht, dass wir mit dem eigenen Auto da sind, wo wir hinfahren wollten und wo wir noch überall hinfahren wollen bzw. wir es nicht wissen usw.. Und während ich die DSB fuhr, wurde Trinc von anderen Einheimischen am Parkplatz zum Barbecue eingeladen :)
Nach der DSB-Fahrt ließ auch ich es sein bei dem steinigen Untergrund und wir fuhren wieder talauswärts.
Pistenpläne:
http://www.marshruty.ru/MapFiles/3/a/5/1/3a511f2d64ec4280af547c7bed783c9f/large/%D0%A6%D0%B5%D0%B9.jpg
http://skigu.ru/upload/iblock/85c/85c1a9cf17638d9624c628f8d5e8927f.jpg
^ Eingezeichnet ist die DSB. Leider waren nicht alle Abfahrten heute möglich.
^ Auffahrt nach Tsey, teils ungeteert
^ Es kommt hin und wieder vor, dass man in Russland Portraits von Stalin (bzw. auch Lenin) zu Gesicht bekommt.
^ ESL. Es ist übrigens nicht nötig, dass man die Skier in der Hand trägt. Hilft aber beim aktuell steinigen Ausstieg …
Leider sind alle Sessel nun grün lackiert. Früher waren auch sie farbig:
http://it.tourbina.ru/photos.3/3/8/382386/big.photo/Tsey-Fiagdon.jpg
Immerhin hat man die Stützen wieder farbig nachgestrichen! Macht doch gleich viel mehr Spaß als in der grauen DSB…
^ ESL Strecke, rechts noch ein kleiner Seillift, der aber dzt. nicht in Betrieb ist
^ Farbige ESL Stützen-Kombi mit Portalniederhalter
^ ESL, DSB (höhe Mittelstation) und Abfahrt
^ ESL-Stützen in blau, grün, rot/orange und gelb. Dagegen die langweiligen grauen DSB-Stützen …. Ok, dank Rost und Marchisio-Zigarren-Style haben sie ja schon was.
^ Liftkreuzung und alte Fundamente. Die DSB hatte also schon eine Vorgängerbahn? Oder zusätzliche bzw. anders platzierte Stüzen?
^ DSB-ESL talwärts von der ESL-Bergstation
^ ESL Bergstation, Trincerone und Gletscher
^ Kriegsrelikt – oder aktive Abwehr?
^ Der Abfahrtsstart vom ESL war etwas schneearm. Alternative: Bissl aufsteigen zur DSB-Bergstation.
^ Abfahrt, hier und da bissl steinig
^ Abfahrt (links und rechts der Felsen)
^ Abfahrt, links die ESL-Talstation, die DSB geht etwas weiter runter
^ Einzelticket am ESL – komischerweise ist da die DSB abgebildet… 150 Rubel, ca. 1,70 €.
^ Gletscher-Bereich oberhalb der DSB-Bergstation. Es scheint, als hätte man an der linken Seitenmoräne einen SL gebaut, der durch eine Lawine beschädigt wurde?
^ Eventuelle Talstation des besagten SL?
^ Eventuelle Talstation des besagten SL? Könnte natürlich auch was anderes gewesen sein, z.B. Materialseilbahn
^ Schaut aber schon bissl nach SL-Trasse aus …
^ Bergstationen DSB und ESL und Talblick
^ ESL vs. steile Berge (bis ca. 3700m hoch)
^ Rotorangene und gelbe ESL-Stütze vs. DSB-Stütze vs. Fundamente
^ Gelbe ESL-Stütze und irgendein rostiges Metall links der DSB-Stütze
^ DSB-Bergstation vs. Gletscher
^ ESL-Abfahrt und Gletscherblick. Der Gipfel rechts ist ca. 4.370m hoch, weiter rechts gibts noch ein paar höhere.
^ Ehemalige, abgeknickte Stütze – evtl. Lawinenschaden?
^ GPS-Track Skigebiet Tsey, 6.1.2016, 2x ESL und 1x DSB.
Mein Video zum ESL:
Die Variante über Georgien-Armenien-Georgien-Russland schien uns nun doch etwas zweifelhaft aufgrund der Straßenverhältnisse und da Trinc noch nie in Nordskandinavien war (oder zumindest nicht im Winter), gewann erstmals die Rückfahrvariante über Kirovsk/Murmansk.
Womit wir aber trotzdem wieder zwei Möglichkeiten hatten:
– noch ein paar Tage im Kaukasus bleiben (evtl. ESL in Naltschik und PB in Pjatigorsk), in der Hoffnung, dass es in ein paar Tagen besseres Wetter geben würde (die meisten Wetterberichte sahen das gestern aber eher nicht so) oder die Skigebiete bei Sochi eben bei Schneefall mitnehmen, dann entweder weiter nach Kirovsk via Skandinavien retour (oder doch nochmal ändern und wie zuerst geplant via Georgien, Türkei und Balkan retour)
– früher, evtl. heute noch, Richtung Moskau-Kirovsk zu fahren, evtl. mit kurzem Zwischenhalt in Moskau, um früher in Skandinavien zu sein, um dann von Oslo noch mit dem Flieger nach Usbekistan (Ausnutzung Visakosten) oder Kirgisistan (interessantere Skigebiete, aber die interessanten kleinen sind egtl. nur am WE offen, somit schwerer zu schaffen) zu kommen, wobei man in Usbekistan noch die Frage nach Mietwagen oder Transfer hat, denn via booking.com kann nur ein einziges, sehr teures Hotel im Skigebiet gebucht werden, viel mehr als 3-4 gibts auch anderweitig nicht. Alternativ ein Hotel in der Hauptstadt Taschkent, und dann mit dem Taxi oder so? Noch dazu wissen wir nicht 100%ig, ob die Skigebiete unter der Woche offen sein werden…
Prinzipiell entschieden wir uns dann doch für die zweite Option. In Pjatigorsk, eine der größeren Städte vor dem Kaukasus, haben wir ein Hotel (Bristol) angefahren, um zu essen und im Gratis-Wifi nochmals die Wettervorhersagen zu checken, bevor wir uns weiter vom Kaukasus entfernen. Die Wettervorhersagen sind wieder alles andere als toll: die nächsten 3 Tage mehr oder weniger starker Schneefall im Kaukasus. Dann also klar, wir fahren in den Norden. Oder? Kurzer Wetter-Check in Finnland, als Weiterreise von Kirovsk/Murmansk: Die nächsten Tage bis unter -25°, -28°, dann bissl wärmer, ok, geht. In Kirovsk selbst zwar wenig Sonne, aber kein Schneefall und angenehmere Temperaturen, also wärmer als -20°. Dann spasseshalber nach St. Petersburg geschaut: die nächsten Tage auch bis zu -30°. Trincs Audi sprang schon bei -20° extrem schlecht an, deshalb wollen wir solche Temperaturen eigentlich möglichst vermeiden, hach, ist aber auch alles verhext!
^ Mögliche Alternativ-Route. Das Navi muss zum Darstellen der Route soweit rauszommen, dass die Erdkugel sichtbar wird :) (Kirovsk 3.600km, Narvik 4.800km)
^ Mizur mit dem Lawinen- oder Murenschutzwall (?)
^ Ein Bergwerk gab’s hier wohl auch mal (oder gibts noch). Die Tankstelle da hinten heißt Poma. Wobei das kyrillsiche P ja ein lateinisches R ist. Also Roma.
^ Reiter-Skulptur. Und am Fluss ein eigenartiger Gestank (so faulig, richtung Gas, hatten wir öfters mal diese Woche)
^ Kleiner Abstecher nach Kuba? Nur 8km entfernt.
Ein Hotelzimmer war hier leider keines frei, wir aßen aber trotzdem im Restaurant und buchten ein anderes Hotel via booking.com, bekamen nach dem Essen doch die Meldung, dass hier ein Zimmer frei sei, fuhren aber natürlich ins andere Hotel, die hatten aber doch kein freies Zimmer mehr (angeblich Fehler bei booking.com), somit wieder zurück zum vorherigen Hotel und Glück gehabt, dass es ein Zweibettzimmer um 3600,- Rubel war (diesmal allerdings ohne Frühstück, ca. 40,- €). Zwischendrin noch an einer Bank etwas Geld besorgt, übrigens problemlos in Russland.
Weitere Wetter-Checks ergaben, dass es auch richtung Kirvosk, Höhe Weißes Meer, samstags ganztags Temperaturen um die -29 bis -30° haben soll, zumindest einem Wetterbericht nach. Andere sehen eher Kirovsk als Kältepol ab Montag/Dienstag mit -28° …
Hätten wir uns heute also doch für die Fahrt nach Georgien entscheiden sollen? Und was bleibt uns jetzt noch übrig?! Auf unserer zuerst geplanten Route über Kasachstan wär die Kälte jetzt vorbei und auch in Usbekistan/Kirgisistan sollte es in nächster Zeit mehr Sonne geben als hier in der Gegend – nur hat Trinc aktuell keine Lust mehr auf diese weite Fahrt ob des fehlenden Buffers hintenraus… (da dürfte dann auf der Heimfahrt nicht mehr viel schief laufen)
^ Talstation der PB in Pjatigorsk. Leider erst später auf der Homepage gesehen, dass sie heute Abend sogar noch in Betrieb gewesen wäre. Fuhren wir dann morgen.
^ Keine Tiere, Vögel und Reptilien im Zimmer bitte!
^ Ok, so etwas hab ich jetzt auch noch nicht in einem Hotelzimmer gelesen.
Noch ein paar Filmsequenzen von der Dashcam, hauptsächlich von der morgendlichen Fahrt nach Tsey, inkl. der Auffahrt zum ESL:
(Fortsetzung folgt.)