Final Escape Sweden, 7.5.2020-23.5.2020
Tag 1: DO, 7.5.2020 – Fähre Rostock-Trelleborg (km 1.281, Diff. 1.281)
Nach dem niederschmetternden Ersten-Mai-Wochenende checkte ich nochmals die Lage in Schweden ab. Einreise in Deutschland sollte aufgrund meines deutschen Ausweises nach wie vor problemlos sein, in Schweden gibts auch weiterhin keine Einreisebeschränkungen für EU-Bürger und retour würde man ja sowieso immer kommen. Leider gibt es seit 4.5. noch ein geöffnetes Skigebiet weniger, denn Björkliden hat – wie üblich – nur bis zum ersten Mai-WE (plusminus) offen. Die meisten Skigebiete haben in Schweden ja Anfang April corona-bedingt geschlossen, nur wenige entschlossen sich, offen zu bleiben. Fix wäre momentan nur Riksgränsen bis 24.5.
Am Montag fragte ich nochmals im Geschäft nach, ob ich Urlaub bekommen könnte, was mir dank meines Chefs genehmigt wurde. Reisezeitraum war mir noch nicht ganz klar. Später im Mai und die Feiertage mitnehmen? Oder doch jetzt gleich, weil Ende Mai evtl. am Hintertuxer wieder Betrieb sein würde und ich ja ggf. 14 Tage in Quarantäne muss. Später könnte auch bedeuten, dass ein Besuch von Norwegen und/oder Finnland möglich sein könnte, falls die Mitte Mai ihre Grenzen lockern sollten.
Auf der Suche nach weiteren geöffneten Skigebieten außer Riksgränsen wurde ich zum Glück aber doch noch fündig: Klimpfjäll will auch nächstes WE wieder öffnen und auch das kleine Skigebiet in Kiruna meldet weiterhin Betrieb bei genug Schnee. In Blåsjön soll der Lift ab 8 Personen in Betrieb gehen, um umgerechnet ca. 80 € pro Tag. So meldete ich mein Interesse an und bat um Rückmeldung 1-2 Tage vorher, wenn es genug Anmeldungen geben sollte. Um am Wochenende in Klimpfjäll und evtl. Blåsjön fahren zu können, entschied ich mich also, bereits am Donnerstag aufzubrechen. Somit ging wieder einmal alles sehr spontan und kurzfristig los.
Eine andere Idee ist mir durch die vorherigen Wochenenden mit den (Einrad-)Skitouren gekommen, nämlich dass ich meine alten Tourenski aufgrund der Pistenperformance zwar schon immer bescheuert fand. Aber in Skandinavien war das im Mai 2017 durchaus ganz nett, hin und wieder ca. 200 hm aufzusteigen und dann ein tolles Pano zu haben. Mit Bett im Auto (das musste ich die Tage auch erst wieder auf Sommerbetrieb umbauen) kann ich im Ignis aber nur 1 Paar Ski mitnehmen – maximal noch die Racecarver dazu mit abmontierter Bindung. Beide Ski fand ich für die Offpistehänge in Riksgränsen aber ungeeignet.
Zusätzlich fiel mir auf, dass meine “Nostalschi”, also die Carpani mit den selbst designten Nostalgie-Foto-Layout wohl bald am Ende sein werden. Was läge also näher, diese in Tourenski umzuwandeln und fortan nur noch selten zu verwenden? Ich checkte die Sportgeschäfte in Innsbruck und fragte bei einem nach, ob das kurzfristig möglich sei, worauf ich als Antwort bekam, dass ich doch einfach mal vorbeikommen sollte. Am Dienstag (5.5.) nach der Arbeit fuhr ich vorbei und er hatte zum Glück eine alte Bindung, die für normale Skischuhe geeignet war und auch von der Länge her passte (das war knapp, weil meine Strolz-Skischuhe ja sehr kurz sind) und die ich dann günstig bekam. Das Umarbeiten der alten Felle hätte sich kostenmäßig nicht gelohnt, so dass ich neue Felle nahm.
Am Mittwoch 6.5. fuhr ich nach der Arbeit (etwas früher gegangen) nochmals vorbei und holte die Ski ab, die Löcher der Schrauben von der alten Bindung hatten exakt für die neue Bindung gepasst, wurde mir gesagt und so hatte ich meine “Nostalschi” um günstige 150,- € in Tourenski verwandelt. Dass die Farbe der Bindung besser zu Skischuhen und Ski passt und ich durch die Tourenbindung nun mehr von den alten Fotos sehen kann, ist ebenfalls positiv.
Weniger positiv und ein bisschen besorgniserregend war, dass ich Mitte April die Räder hab umstecken lassen und somit bereits die Sommerräder drauf hatte – da ich damals nicht mehr mit einem Schwedenurlaub im Mai gerechnet hatte. Da zudem für Riksgränsen fast täglich Schneefall und auch weiter südlich Temperaturen unter 0° gemeldet wurden … ließ ich vorsichtshalber auch die Ketten noch im Auto. Schlussendlich brauchte ich die Ketten nicht, es ging alles gut, aber die meisten im Norden Schwedens fuhren auch Mitte Mai noch mit Spikereifen – da kam ich mir mit meinen Sommerreifen ja wie ein Holländer in den Alpen vor :)
Um 18:30 Uhr war ich endlich mit dem Packen fertig und ich überlegte, ob ich nun losfahren sollte oder nicht. Um die Uhrzeit könnte es an der Grenze ja noch länger dauern. Und ich müsste dann irgendwo in Deutschland übernachten, was man aufgrund der Corona-Lage vermutlich besser an einem lauten Autobahnparkplatz, denn in einem ruhigen Wohn/Industrieviertel machen sollte… also versuchte ich doch, etwas zu schlafen und erst um Mitternacht zu fahren. Die letzten beiden Nächte waren ja auch etwas verkürzt.
Ging aber leider doch nicht, bzw. etwas nach 20 Uhr schlief ich ein, aber mein Körper verarschte mich und ich träumte um 22:15, es wäre 0:15 und der Wecker würde klingeln, d.h. ich hörte im Traum tatsächlich das Klingeln des Weckers. Bescheuert! Danch konnte ich wieder nicht mehr einschlafen und ich stand um 23.30 auf, sammelte noch ein paar Sachen zusammen und fuhr um 0 Uhr am Donnerstag 7.5. los. Daher gibt’s diesmal keinen Berichts-“Tag 0,5”, sondern der erste Tag der Reise fing ausnahmsweise mal um 0 Uhr an ;)
Ich fuhr zur Abwechslung mal über die Inntalautobahn, an der Grenze zu Deutschland wurde nur mein Ziel abgefragt (“Schweden??!”), danach ging der Polizist (übrigens alle recht freundlich und munter, trotz 1 Uhr nachts!) einige Zeit mit meinem Pass weg; evtl. wurde ich wo im System erfasst, evtl. musste er auch kurz nachfragen, was er mit mir machen soll. Danach gab er mir den Pass und wünschte mir eine gute Fahrt. Yess! Also kein Hinweis zwecks Quarantäne, kein Nachfragen, ob ich über Dänemark oder mit einer Fähre fahren wollte, kein Sehenwollen einer Fährbuchung.
Gegen 4 Uhr machte ich eine Pause, stellte mir den Wecker in 45 Minuten, konnte aber auch nicht einschlafen. In Mecklenburg-Vorpommern dann das Schild neben der Autobahn, dass touristische Reisen “im Land” verboten wären – aber ich bin ja auf Durchreise, das ist erlaubt. Die Polizei auf der Autobahn war von meinem Nummernschild unbeeindruckt und holte mich nicht raus.
Um 9:30 machte ich nochmal eine Pause, war etwas ruhiger hier, aber Einschlafen/Nickerchen ging wieder nicht. Hab mich aber auch beides Mal nicht ins Bett gelegt für die kurze Zeit, hätte vermutlich besser geklappt.
Blöderweise war ich in einem Baustellenbereich mit der Bedienung des Navi abgelenkt und hab nicht gecheckt, dass von 80 auf 60 km/h reduziert war und gerade da muss dann mal ein Blitzer sein, weil man sich sonst ja laufend dran hält. Bin GPS-exakte 80 km/h gefahren und zudem wurden wohl am 28.4. in Deutschland die Preise von 30,- auf 60,- € verdoppelt. Naja, verglichen mit IT noch günstig. Warten wir ab, wann die Zahlungsaufforderung kommt.
Da die Fahrt ohne Stau verlief und obwohl ich eher gemütliche 110-120 km/h fuhr, war ich bereits um 11.30 Uhr am Hafen, also viel zu früh. Abfahrt 13:45 und last-check-in 30 Minuten davor. Gebucht hab ich diesmal die tt-line, 2017 war ich mit dieser Fähre ja gar nicht zufrieden, aber im WWW hatte die TT-Line die besseren Infos zwecks Corona. Diesmal das Menü mit dazu um knapp über 14 € (“3 Gänge + 2 Softdrinks”) und das 20 € teurere Flexiticket (inkl. Softdrink) genommen, zwecks kostenloser Umbuchung, weil ich mir ja nicht 100%-ig sicher war, durchzukommen. Kostete in Summe dann 93,02 €.
Am Fährterminal fragte ich noch, ob das gebuchte “Sailors Menü” mittags oder abends wäre, meinte die Bedienstete, sie wisse es nicht, denke aber, beides sei möglich. Hm. Wenn abends, wär ich noch zur Tankstelle gefahren und hätte mir was gekauft. An Board dann: mittags nur 1 Gang (kostet dann Normalpreis auch nur 12 €) – also hungerte ich halt bis abends und holte mir das eine gratis Coke (leider in der Dose) an der Rezeption. Bar/Snacks gabs nicht, maximal Naschsachen oder ein Eis im Shop.
Hätte ja schon lieber mittags am Schiff und abends in Schweden gegessen. Immerhin hatte ich heut früh ein langes Chicken-Baguette an der Tankstelle mitgenommen und verspeist. Der Shop macht aber erst um 14:30 auf und um 16 Uhr wieder zu, danach bekommt man also gar nichts mehr zum Essen oder trinken, denn das Restaurant macht abends lt. Aushang erst wieder um 17:30 auf (öffnete dann aber etwas später). Daher .. rückwärts lieber die Stena nehmen, da gibts vielleicht auch wieder ein leckeres Garnelenpolarbrödsandwich.
Das Abendessen verlief dann so ab: SB-Bereich mit Abstandsmarkierungen am Boden, erster Gang wohl Salat (ggf. mit Brot) – nicht vom Buffet, sondern vorkonfektioniert, zweiter Gang stand zur Auswahl Backfisch oder Schweinsbraten (mit Nachfrage “wieviel Stück”, ich nahm von beidem eines), als Beilage Pommes, Bratkartoffel (leider etwas scharf) und/oder Gemüse. Dazu Plastikbesteck (!?) und die beiden Softdrinks waren wohl eher Säfte. Ein Dessert, also der verprochene 3. Gang, der auch am Eingang/Türstopper erwähnt ist, sah ich nicht, weder im SB-Bereich noch bei irgendwem auf dem Tablett. Naja, satt bin ich geworden und der Fisch war eigentlich ganz gut. Dass sich jemand an meinen Tisch setzen musste, passte mir allerdings weniger. War ja noch einiges frei und einer großer Teil abgesperrt.
Ankunft fast 30 Minuten früher als geplant, die Durchfahrt durch den Zoll oder die Polizei verlief auch problemlos, auch wenn die Frau einen etwas unzufriedenen Unterton hatte, als sie mich gefragt hatte, ob ich zum Urlauben hier sei und ich fröhlich bejahte. Hinzu das einem die letzten Wochen von Politik und Medien eingetrichterte Mantra “bleib daheim, fahr nicht in Urlaub”, wodurch sich der Anfang der Reise schon etwas eigenartig und falsch angefühlt hat. Allerdings hat man in Schweden nirgends mehr was gespürt, dass man nicht willkommen sei, und so legte sich das die nächsten Tage wieder.
Abstandsmarkierungen am Boden und Plexiglasscheiben vor den Kassen waren auch in den nächsten Tagen üblich (wenn auch nicht ganz überall), Personen mit Maske sah ich nur eine einzige am ersten oder zweiten Tag, danach nicht mehr.
Übernachtet hab ich standesgemäß in Jönköping am Parkplatz eines Skigebiets.
(Fotos anklicken zum Vergrößern)
^ Rot von Innsbruck bis A: Fahrstrecke 7.5.2020, 1.281km (ohne Fähre)
A: Jönköping (“Jönschöping”)
^ Rostock Hafen, sehr leer und ruhig aktuell
^ Selten, dass mehr als 3 Personen auf dem Sonnendeck waren
^ Die Fähre ist ganz schön hoch
^ Keine Ahnung, aber gut möglich, dass ich dieses Himbeer-Eis zuletzt vor über 30 Jahren gegessen hab ;)
^ Die Fähre wurde letztens verlängert, in dem man sie auseinanderschnitt und dann was ergänzte. Sachen gibts..
^ Abendessen auf der Fähre, siehe Beschreibung oben.
(Fortsetzung folgt.)