∆ 56° – Sehnsucht Russland: Tag 3
Sa, 2.1.2016 – Kurs(k)korrektur
Mein heutiger Musik-Tipp, Я Так Скучаю von ИНФИНИТИ:
Heute früh ging’s zum Frühstücken erst mal eine Stunde zu früh. Lt. Navi und iPhone müsste es in Moskau 8 Uhr gewesen sein, aber vielleicht wurden die Zeitzonen mal wieder umgestellt, somit war ich kurz nach 7 Uhr unten und es gab ja erst ab 8 Uhr Frühstück. Ärgerlich, hätte ich ne Stunde länger schlafen können. Also dann wieder ins Bett und nochmal eine dreiviertel Stunde versucht zu schlafen.
Nach 8 war ich dann frühstücken – mit Bedienung, es gab zwei Rühreier mit zwei dickeren, kürzeren, hautlosen Wiener/Frankfurterwürstchen, Gurken, sowie 2 Weißbrote mit Käse und Wurst. Zum Trinken versuchte ich eine heiße Schokolade oder einen Orangensaft zu bekommen – gabs beides nicht. Und sollte auch in den nächsten Wochen schwierig damit werden. Nahm ich halt ein Glas Wasser.
Unser erstes Ziel war der große VW-Center oder eines der nebendran liegenden Autohäuser. Leider alles geschlossen am heutigen 2. Neujahrsfeiertag. Kann sein, dass das mit den Feiertagen bis Weihnachten (6.1.) so weitergeht? Das wäre dann nicht lustig. Somit versuchten wir unser Glück an einem anderen Stadtende, wo es nach Google Maps auch eine Anhäufung von Werkstätten geben sollte. Schon vorher sahen wir das erste Schild zu einem Auto-Reparaturservice “12 Volt” und folgten dem Schild. Dort ging gerade jemand aus einem Haus hinaus, den wir sogleich abpassten und (auf russisch) sagten, dass wir ein Problem mit dem Generator (Lichtmaschine) an unserem Auto hätten. Er sagte uns dann, wir sollen in Garagentor 38 (oder lt. Trincs Erinnerung: 32) gehen – steht nirgends etwas angeschrieben, kam uns alles etwas komisch vor, egal, vorsichtig griffen wir an die Tür …
Die Tür war offen und innen ein älterer Mann mit haufenweise elektrischen Auto-Bauteilen. Wir versuchten uns wieder zu erklären, wobei ich nun mit meinem Russisch schnell an meine Grenzen stoß. Der erste Mann hatte noch jemand im Auto, der etwas englisch sprechen konnte, so dass es für uns nun etwas besser wurde. Trincerone meinte, der Fehler sei vermutlich abgenutzte Schleifkohlen, ein ähnliches Bauteil hatte er auch schnell entdeckt, aber wir haben das nicht weiter ausprobiert (dazu hätten wir den Generator ja ausbauen müssen). Die drei telefonierten etwas für uns und erkundigten sich nach geöffneten Werkstätten und hätten auch jemand gefunden, der den Generator zerlegen und vmtl. reparieren könnte. Nur müsste man ihn noch ausbauen und dazu war dann niemand auf die Schnelle auffindbar bzw. wollte das Trincerone nach anfänglichem Gedanken auch nicht mehr weiter machen. Man schlug uns vor, die VW-Werkstatt zu besuchen.
Als wir auf die Frage, wohin wir wollten, Kasachstan meinten, ernteten wir wieder viel Unverstädnis… na was uns da wohl noch erwartet?! Zum Schluss rief der dritte Mann noch in der VW-Werkstätte an, wo eine Ansage lief, nach derer die Werkstatt morgen am Sonntag wieder geöffnet haben müsste (hat anscheinend generell auch sonntags geöffnet, nur gestern und heut halt wg. den Neujahrsfeiertagen und zumindest am 6.1. wg. Weihnachten nicht). Sollten die das Ersatzteil (das auch bei mehreren VW, Seat, Mercedes, Citroen, BMW verbaut wurde) nicht lagernd haben, könnten wir mit dem ausgebauten Generator immer noch zu diesem Viktor fahren. Jedenfalls sehr nett und hilfsbereit gewesen, die 3 Russen. Der ältere sprach sogar etwas Deutsch, anscheinend in der Schule gelernt. (Vermutlich hätte er auch besser Deutsch geredet als ich Russisch, hielt sich aber zurück). Auf die Frage, ob es hier immer so kalt sei, meinte der drite, dass es zwar nicht aussergewöhnlich sei, aber immer nur ein paar Tage so extrem kalt wäre.
(Fotos anklicken zum Vergrößern)
^ Straßenbahn in Kursk. Wäre es nicht so kalt gewesen, wäre ich heute noch etwas rumgefahren. Aber bei -20° will man nicht an einer Haltestelle warten, noch nicht mal zu einer hingehen.
Danach hielten wir noch kurz in einem Einkaufszentrum samt Supermarkt, allerdings noch keine großen Einkäufe jetzt. Ein paar offene Kekse, die man sich selbst verpackt (leider alle einzeln abgerechnet, so dass ich nicht alle probieren wollte) und umgerechnet ca. 10 Cent pro Stück kosten, und was zum Trinken. Im 3. Geschoss sind außer einem Kino mit 7 Sälen auch ein paar Restaurants, das mit der Bedienung war dann aber nicht soo günstig (Hamburger mit Pommes und 5 Saucen, Hähnchenfilet mit Champignon-Bacon-Spieß, Pommes und Sauce, beide Hauptspeisen nicht sehr groß, Cola und 2 Wasser, umgerechnet ca. 19,- €.). Die offenen Selbstbedienungsläden sind dann wesentlich günstiger, dort gibt’s die Hamburger ab 49,- Rubel, was dzt. umgerechnet ca. 0,62 € sind; dort nahm ich mir noch ein halbes belegtes Baguette mit (1,25 € und recht lecker).
^ Essen im Einkaufszentrum. War weder sonderlich günstig, noch sonderlich viel, noch sonderlich gut.
^ Kekse kann man vielerorts (in Mini-Läden oder wie hier auch manchmal im Supermarkt) offen kaufen.
Somit fuhren wir wieder in unser Hotel und nahmen wieder unser altes Zimmer, wieder für 40,- € inkl. Frühstück für uns beide, wobei wir diesmal richtig registriert wurden (obwohl das meines Wissens erst nach 3, 5 oder 7 Tagen am gleichen Ort gemacht werden müsste und in den nächsten Tagen auch immer nur so sporadisch gemacht wurde). Im Hotel wollten wir dann noch die (Spike-) Räder wechseln, also wieder einmal Auto komplett ausleeren, Schrauben lösen, Wagen aufbocken. Dann den ersten Reifen ausgewechselt und wieder ein Problem: Reifen sitzt nicht fest. Es lagen dann zwar noch so blaue Scheiben (Zentrierringe) dabei, ob die dafür waren und wie genau die zu montieren sind, wollte Trinc lieber nicht ausprobieren, so dass wir die Reifen nun auch morgen in der Werkstatt wechseln lassen werden.
^ Nach dem 2-maligen Ausladen an der Grenze, nochmal alles raus zum Reifenwechseln.
Durch die aktuellen Verzögerungen (und in der Hoffnung, nicht noch weitere zu haben) werden wir wohl Sochi rückwärts auslassen, da das eine Gegend ist, die man unproblematisch von DE für eine Woche anfliegen oder mit Türkei mit dem Auto kombinieren kann. Die für uns interessanten Dinge liegen im Osten, das ist uns wichtiger.
Abends war das Restaurant im Hotel geöffnet und – endlich russisches Essen: Solyanka mit Fleisch (und, naja, Ananas und Oliven), sehr gut, Vareniki mit Kartoffeln gefüllt und gebratenem Speck garniert, Buttersauce, Smetana (Sauerrahm/Sauersahne), jeweils ca. 200,- Rubel (2,50 euro), sehr gut gewesen.
^ Einige Rubel. Einige Tage später hatte ich noch eine 10-Kopeken-Münze, eine 10-Rubel-Münze, einen 10-, 50- und 1000- Rubel-Schein.
1 Rubel = derzeit ca. 0,01 € bzw. 1,2 Eurocent. Die kleinste Münzeinheit, 10 Kopeken, sind also derzeit 0,0012 €, also 0,12 Eurocent. Krass! Vielerorts wird jedoch auf ganze Rubel auf/abgerundet.
^ Солянка/Solyanka/Soljanka, sollte ich die nächsten Tage noch öfters in Russland essen. Ich bin ja eigentlich überhaupt kein Suppenfan, aber die hat mir geschmeckt.
^ Вареники/Vareniki/Wareniki, gefüllte Nudeln, hier mit Kartoffeln gefüllt und mit gebratenem Speck und Butter oder Sauerrahm-Soße – LECKER!!! Nur etwas zuviel Dill, aber das ist wohl eines der Lieblingsgewürze in Russland. Kaum eine Speise ohne Dill oder Petersilie (die mag ich ja überhaupt nicht).
(Fortsetzung folgt.)