Ukraine – Russland, 1.1.2016

∆ 56° – Sehnsucht Russland: Tag 2
Fr, 1.1.2016 – Ukraine-Russland

Mein heutiger Musik-Tipp, passend zum Grenzübertritt, die Nationalhymne Russlands:

(Die UDSSR- und DDR-Hymne waren für mich schon in den 80ern die schönsten Nationalhymnen, sind auch beide in meiner iPod-4-Sterne-Playlist.)

Um ca. 5 Uhr durchquerten wir Kiew, wo wir mehrmals versucht hatten, zu tanken, es waren aber jeweils nur die Minimärkte der Tankstellen geöffnet. Komisch. Ca. 15 Minuten nach der 2. Tankstelle gab es ein Klong-Geräusch. Trinc: “Rechts ranfahren bitte”. Er hatte beim letzten Tankversuch den Tankverschluss versehentlich zu montieren vergessen und jetzt hat sich wohl die Klappe geschlossen. Also wieder zurück zur Tankstelle (dank Navi-Spuraufzeichnung halbwegs leicht gefunden), und glücklicherweise war der Tankdeckel an der Ausfahrt zur Hauptstraße gewesen (siehe auch Dashcam-Aufzeichnung :) ). Kiew auswärts war der Schnee auf der Straße bereits etwas dichter und mehr und es schneite leicht.

Im Laufe des Vormittags erreichte das Außenthermometer einen neuen Tiefststand mit -18,5°C. Wieso zum Henker ist es jetzt hier in der Ukraine schon so kalt? Auch nicht schön: Öffentliche WCs auf der Straße sind zwar im Überfluß (quasi an jeder Bushaltetelle) vorhanden, aber sehr rudimentär: Eine Kabine mit einem viereckigen Loch im Boden, wo halt einfach die Fließen fehlen. Also keine Boden-Schüsseln wie in Italien z.B. Und natürlich auch kein WC-Papier und kein Wasser. Na-Ja.

(Fotos anklicken zum Vergrößern)


^ Einsame Fahrt durch die Ukraine

Die Straßen bis Kiew und dann nach Kiew waren jedenfalls sehr einsam und leer (wenn auch teils mit einer leichten Schneeschicht bedeckt, das Flachland neben der Straße war auch komplett dünn verschneit), so dass wir auf eine schnelle Grenzabfertigung hofften. Um kurz nach 10 Uhr erreichten wir die ukrainisch-russische Grenze. Kurz vor der Grenze ein eigentlich interessanes positives Zeichen, da wir für einen Militär eine Post (Dienstplan oder so) von einem Vorposten zur Grenze mitnehmen sollten. Die Straße war in schlechtem Zustand, die hatten wohl keine Lust, selbst zu fahren. Die Einfahrt in die Grenze war somit ebenfalls freundlich und unproblematisch.

Ganz anders sah es dann aber beim Zoll aus: Wir musste bei der Ausfahrt aus der Ukraine – anstatt bei der Einfhrt – einen Zollzettel ausfüllen. Natürlich in russisch geschrieben und dank zig mal kopiert schlecht zu entziffern. Hatte mir aber glücklicherweise einen Zollzettel samt englischer Übersetzung ausgedruckt und mitgenommen, und da sich russischer und ukrainischer Zollzettel wohl nicht so groß unterschieden, hatten wir nicht sooo große Probleme beim Ausfüllen. Nur was die Anzahl der Gepäckstücke anging, denn dank kreativer Packweise hatte ich um die 14 Gepäckstücke und Trinc wohl auch nicht weniger. Drüben in Russland lasen wir zumindest, dass man da nur die zu verzollenen Gepäckstücke angeben musste – wenn das für Ukraine auch galt, hätte wir da nicht groß fragen müssen, wie wir das zählen sollen.

Jedenfalls war der Zöllner angepisst, dass wir kein russisch konnten – bzw. ich mit meinen kleinen Kenntnissen nicht genug, um ihn zu verstehen. Villeicht ist es auch ein Russe, der mit der deutschen Politik betreffend Ukraine-Krise nicht einverstanden ist und wollte uns etwas ärgern. Jedenfalls musste wir das ganze Auto ausleeren, es wurde jedes Fach und jedes unserer 25-35 Gepäckstücke geöffnet, teilentleert und kontrolliert, der Drogenspürhund angesetzt und Trinc musste sogar seinen Kulturbeutel zerschneiden, weil da ein verhärterer Kartondeckel zwischen dem Stoff war.

Bei ca. -15° war das eine verdammt eisige Angelgenheit, weil ich (wir) auch überhaupt nicht entsprechend angezogen war. Keine lange Unterhose, kein dicker Puli, nur die heizbaren Handschuhe hab ich mir irgendwann übergezogen, während meine Füße so eisig waren, dass ich die Skischuheizung nicht in die Winterstiefel einbauen wollte.

Gefunden wurde nichts und nach einer weiteren Passkontrolle durften wir mit dem abgestempelten Talon wieder aus der Ukraine ausreisen. Was für ein Theater bei einer Ausreise! Die ganze Aktion dauerte dann ca. 2 Stunden.

Die Einfahrt in Russland begann auch wieder probemlos – nächster Halt am vermeintlichen Zoll, der aber wohl wieder nur nach Drogen usw. suchte. Ratet mal – wir mussten erneut unser ganzes Auto ausladen, die Gepäckstücke wurden einzeln durchsucht, der Drogenhund durfte schnüffeln… Mittlerweile hatte ich mir aber meine Schuhheizung installiert.

Nächster Halt Passkontrolle und dann der eigentliche Zoll. Der gab uns einige Zettel und schickte uns netterweise ins warme Haus zum Ausfüllen – nach über 3 Stunden bei -15° ohne dicker Winterkleidung wäre das sonst auch kein Spass mehr gewesen.

Nachdem wir auch hier wieder einiges falsch verstanden haben – auch hier reichte mein Russisch wieder nicht aus – mussten wir die Zettel 2-3x ausfüllen, bis der oberbayrisch aussehende Zöllner mit Schurrbart endlich seinen Sanktus gab und uns aus der Grenze ausfahren ließ. Denn kurioserweise gab er uns 2 Zettel, die wir ident ausfüllen mussten – nicht jeder für sich! Bis wir das kapiert hatten. Hätte ja auch einen nehmen und kopieren können?!

Einer der Zöllner hatte uns auch etwas arg schief angeschaut, als wir ihm erzählten, wo wir hinfahen wollten … “was, mit DEM Auto??”

Immerhin: Wir musste an keiner der beiden Grenzen etwas zahlen und es gab auch keine korrupierten Zwischenstationen. Der komplette Grenzübertritt dauerte ca. 4-4,5 Stunden, wohlgmerkt ohne jegliche Wartezeiten (die Leute nach uns durften hier und da dann länger warten). Dazu kamen noch 2 Stunden “Zeitverlust” durch die Zeitzonenumstellung. Wobei iPhone und Navi egtl. Moskau noch 1h weiter gerechnet haben, ich hatte da aber was im Hinterkopf, dass Russland mal ganzjährig auf Sommerzeit umgesteigen ist, das aber wieder irgendwann auf ganzjährig Winterzeit umgestellt hatte…

Wir hoffen, dass das dank Zollunion an den nächsten Grenzen etwas schneller gehen wird und entschieden uns vermehrt für die Rückfahrt über Georgien-Türkei… Jedenfalls, trotz der Verständnisschwierigkeiten – ohne mein bisschen Russich wären wir heute wohl nicht nur an der Grenze aufgeschmissen gewesen – gut möglich, dass es Trinc alleine gar nicht nach Russland geschafft hätte, zumindest wohl nicht über diese Grenze :)

Durch den Zeitverlust wollten wir nun endgültig auch heute Nacht nicht mehr in einem Hotel übernachten, da wir die russisch-kasachische Grenze ohne Zwischenhalt bequem zu Mitag erreichen wollten und planten eine weitere Nachtfahrt. Übrigens, Während in Polen oder der Ukraine der von unserer letztjährigen Reise bekannte, nostalgische Kohlenduft in der Luft lag, sollten wir das in Russland nicht mehr riechen – hier wird wohl mit Gas bzw. Öl geheizt.

Die nächste größere Stadt in Russland war Kursk und ca. 15 km davor leuchtete plötzlich die Batterie-Lampe am Auto auf und es lagen nur noch 11,3-11,6 V an der 12-V-Steckdose an. Na toll, irgendwas an der Lichtmaschine kaputt, Trinc vermutet irgendeinen Kohlestift, den er leider vergessen hat vorsorglich zu tauschen oder mitzunehmen. Heute Abend am 1.1. gab es dann natürlich keine geöffnete Werkstatt mehr, können also nur hoffen, dass wir morgen (Samstag, 2.1.) eine finden (oder zumindest das Ersatzteil, da Trinc es auch selbst austauschen könnte). Als Glück im Unglück muss man wohl konstatieren, dass uns das hier kurz vor einer großen Stadt in Russland passiert ist – und nicht in der Einöde Kasachstans.

Dank Navi bzw. kurz dahinter haben wir jedenfalls ein schönes 4-Sterne-Hotel in Kursk gefunden (40,- € fürs DZ mit ÜF), wo wir nun kurzfristig übernachten wollen. Leider hatte das Restaurant nicht offen, also kurz in einem Mini-Mini-Lebensmittelmarkt zwei Häuser weiter noch etwas gekauft, da wir ansonsten außer einem Hotdog an der Tankstelle nichts hatten.

Am Hotel vorsichtshalber noch die Autobatterie augebaut (was bei Trincs Audi A4 auch etwas komplizierter war), um sie im Hotelzimmer zu laden, um morgen zur Werkstatt fahren zu können. Oben im Zimmer angekommen, fehlte ihm dann die Klemme am Batterieladegerät, er wusste sich aber mit dem Starterkabel zu helfen.


^ Fahrstrecke 1.1.2016 (Ab Grenze Polen-Ukraine)

Ein paar Dashcam-Sequenzen aus Kiew und der Fahrt durch die Ukraine (und ein bissl Russland zum Schluss):

(Fortsetzung folgt.)

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