∆ 56° – Sehnsucht Russland – Vorgeschichte
Mein heutiger Musik-Tipp, Юлия von Юлия Савичева:
18.10.2015, Trinc via Skype: “Wir sollten uns langsam mal Gedanken um den Winter machen”
Was wir letztes Jahr in der Türkei schon festlegten – diesmal wollen wir mit Trincs Auto fahren (oder besser gesagt, mit einem seiner beiden Audi, da Allrad). Es folgten also mögliche Ziele und mögliche Zeiträume, wobei bei Trinc nicht all zu viel Termine übrig blieben, wollten wir mehr als 2 Wochen fahren: Ende Januar – oder Anfang Januar.
Die nächsten Wochen ging ich die Skigebiete in Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan, Ukraine (und Iran) durch, nachdem Trinc unbedingt auch Kasachstan und Kirgisistan mitnehmen wollte – und später auch Usbekistan und Tadschikistan (erst Tunnel of Death, dann einen Teil des Pamir Highways, und zwar denjenigen mit dem Pass auf über 4600m). Bei der Durchsicht der Skigebiete fanden wir, dass Kirgisistan eines der Highlights werden wird und wollten uns eher auf diese Länder konzentrieren und den Kaukasus nur noch ggf. auf der Rückreise über Georgien-Türkei-Balkan zu streifen. Wobei wir uns lang nicht entscheiden konnten, wohin / was genau und wie und durch welche Länder usw.
Dadurch wurde es sinnvoll, möglichst sogar mehr als 3 Wochen unterwegs zu sein – so dass ich eine Abfahrt ab 31.12. vorschlug (Geschäftsmäßig konnte und wollte ich nicht noch die Tage vorher frei nehmen). Die Planungen schritten fort, Trinc nahm die Fahrt durchs einsame Kasachstan sehr ernst und schrieb eine lange Liste mit Dingen, die er mitnehmen wolle – inkl. z.B. Sturmfackeln, Sat-Telefon, 2x20l Ersatzkanister, Gaskocher, usw. Wobei mir die Dashcam-Videos der kasachischen Straßen im Winter nicht sehr vertrauenserweckend erschienen. Nebenbei kaufte sich Trinc einen Satz Spikereifen (dürfen z.B. in DE, PL, CZ/SK etc. nicht verwendet werden, daher gab es noch das logistische Problem: Mitnehmen oder getrennt verschicken?) und ließ diverse Reparaturen an seinem Auto durchführen, so dass er sich perfekt vorbereitet fühlte.
Die Zeit verging schnell und wir mussten nun so endlich mal die nötigen Visa besorgen und uns für den Reisezeitraum entscheiden. Um die Sache zu vereinfachen übernahm Trinc die Visa-Angelegenheiten, ich schickte meinen nach Deutschland, so dass er die Visa jeweils bei beiden Pässen gleichzeitig machen lassen konnte. Für Russland benötigten wir ein 30-Tage 2-fach Visum (samt Einladung, ließen wir über einen Visa-Anbieter (König) machen), für Usbekistan nahmen wir auch vorsichtshalber ein Multi-Entry (war dann eh nicht viel teurer) und Tadschikistan überließ ich eh Trinc, was er für diesen Tagesausflug nehmen wollte. Die Visa kamen in Summe dann (glaub ich) auf 200-250,- € pro Person, für Kasachstan, Kirgisistan und Ukraine brauchten wir keine Visa. Ca. eine Woche vor Weihnachten hatte Trinc alle Visa beisammen, obwohl ich ja teils nicht glaubte, dass sich das noch ausgehen würde.
Während Trinc sich um Visa und Auto kümmerte (http://www.trincerone.com/?p=48), ergänzte ich noch einige POIs, intensivierte mein Russisch-Lernen, kaufte eine Dash-Cam (Mobius Action Cam, die auch als DashCam verwendet werden kann und z.B. platzsparende Zeitrafferaufnahmen kann) und fuhr über Weihnachten noch 4 Tage nach Frankreich. Von dort wieder zurück war meine To-Do-Liste noch ellenlang und die Zeit kurz. Mit den ganzen Extra-Sachen, die Trinc ins Auto laden wollte (inkl. den 4 Spike-Reifen) hatten wir nur noch Platz für jeweils 1 Paar Ski und auch bei der Kleidung usw. musste etwas abgespeckt werden.
Trinc schlug vor, möglichst wenig Koffer und möglichst viele Tüten und Taschen zu nehmen, da man damit seiner Meinung nach das Auto besser vollstopfen kann. Das mag vielleicht auch gestimmt haben, sollte sich im Verlauf der Reise aber auch nicht als all zu ideal rausstellen, denn: Jeder Zöllner will jede Tasche / Tüte geöffnet sehen. Jede Tasche/Tüte will einzeln aus- und wieder eingeladen werden. Ebenso beim Reifenwechsel. Und auch beim Be- und Entladen der Ski mussten somit einige Gepäckstücke heraus- und wieder hineingetan werden. Also m.E. hätten wir schon auch ein paar mehr Koffer nehmen können und uns vielleicht hier oder da leichter getan. Im Nachhinein bin ich von den Zoll-Durchsuchungen her ja fast froh, dass wir’s nur bis Russland geschafft hatten und nicht noch die Grenzen Russland-Kasachstan, Kasachstan-Kirgisistan, Kirgisistan-Tadschikistan, Tadschikistan-Kirgisistan, Kirgisistan-Usbekistan, Usbekistan-Kasachstan und Kasachstan-Russland hatten! Obwohl die teilweise dank Zoll-Union mit Russland auch einfacher sein sollten, was man im Internet so ließt.
Und was man im Internet nicht so alles liest. Also wir informierten uns über mögliche Grenzübergänge, Trinc informierte sich sogar möglichst über alle Straßen(zustände). Und in jedem Reisebericht, den ich über Kasachstan und die anderen Ländern in der Ecke gelesen hab, gab es irgendwo mal ein Problem mit einem kaputten Reifen. Aber dank den Spikes werden wir ja sogar 4 Ersatzreifen dabei haben.
Ein weiteres Thema, über das wir nur schwer übereinkamen, war, wo wir uns treffen sollten. In Hannover, in Innsbruck oder irgendwo unterwegs?
∆ 56° – Sehnsucht Russland: Tag 0½
Mi, 30.12.2015 – Innsbruck-Hannover
Wie üblich bezeichne ich meinen Abfahrtstag mit “Tag 0½”, da ich wieder einmal nach der Arbeit losgefahren bin. Gegen Mittag sollte es seitens Trinc und um 16 Uhr meinerseits losgehen. Erst gestern hatten wir uns dafür entschieden, uns im Raum Wien zu treffen, wo ich mein Auto bei einem Forumskollegen dankenswerter Weise für die Dauer der Reise abstellen könnte.
Kurz nach 17:30 Uhr war ich im McDonalds in St. Johann, wo mich diese SMS von Trinc erreichte: “Fahr nicht los, Bremse bei mir kaputt”. Und das, obwohl Trinc über 2.000,- € in seinen Audi und für anderes Material gesteckt hat, speziell für die Reise! Sogar Spike-Reifen haben wir im Kofferraum, die wir aber erst in der Ukraine oder Russland umwechseln dürfen. Später SMSte er mir noch, dass er wieder langam auf dem Weg nach Hannover sei und ich solle doch dort hin fahren, er könnte das in seiner Werkstatt sicher morgen repariert bekommen.
Gesagt, getan, gegen 1:20 Uhr war ich in Hannover und genoss statt einer Nacht im Auto (eigentlich wollten wir heute Nacht durchfahren) eine Nacht in einem schönen bequemen Bett…
∆ 56° – Sehnsucht Russland: Tag 1
Do, 31.12.2015 – Hannover-Ukraine
Irgendwann gegen oder nach 11 Uhr kamen wir in Hannover los, das Auto repariert (um zusätzliche 560,- €), auf nach Polen, ohne Verkehr, weiter in die Ukraine.
^ Fahrstrecke 30.+31.12.2015 (genauer gesagt kamen wir am 31.12. aber nur bis zur Grenze in die Ukraine)
^ Vollbeladen. Interessant, wie das am ersten Tag aussah, das sah in den folgenden Tagen immer ein wenig anders aus :)
Um ca. 22:30 Uhr erreichten wir die Polnisch-Ukrainische Grenze, die leer und unproblematisch vonstatten ging, zumal einer der Zollbeamten irgendwann keine Lust hatte, unser Auto komplett zu durchsuchen und uns mit einer Handbewegung, die eher ein “ach leckt mich doch, fahrt weiter” ausdrückte, durchwinkte. Hinter der Grenze gleich den günstigen ukrainischen Diesel getankt und ein paar Euro vorsichtshalber gewechselt. Durch die Zeitverschiebung war es jetzt schon nach Mitternacht, Neujahr! Mit bis zu -13,5 °C war es jedenfalls schon empfindlich kalt hier. Wir wechselten uns beim Fahren ab – wie schon letztes Jahr in der Türkei konnte und konnte ich aber nicht einschlafen, erst am morgigen Tag nach Tagesanbruch hatte ich ein paar kurze Schlafsequenzen….
Eine kurze Filmsequenz von der Durchfahrt durch Polen:
(Fortsetzung folgt.)