Zentralasien Tag 6: Do, 28.12.2017 – Самара/Samara (Russland) – Орал/Oral (Uralsk) (Kasachstan) (km 4.663,4 / Diff. 278,2 km)
Um 10:30 standen wir auf, um das Zimmer zeitgerecht um 12 Uhr zu verlassen. Frühstück gab es um die Uhrzeit natürlich nicht mehr. Da die zuerst geplante Strecke bis Aqtöbe morgen zu lang werden würde, buchten wir ein Hotel in Oral (Uralsk), der ersten großen Stadt hinter der Grenze nach Kasachstan.
In Samara war dann erst mal Mordsverkehr und Stau, wir wollten ja nun primär die Spikereifen montieren lassen und außerdem das Auto waschen. Bzw. natürlich umgekehrt. Da es hier außerdem sehr viel Schneematsch gab und wir das Auto ja etwas entladen mussten, um an die Reifen zu kommen, sollte die “Schinimontasch” eine Halle haben und die Reifen nicht draußen wechseln wollen. Nachdem wir ein paar Hinterhof-Buden an- und an sie vorbeigefahren sind, hatte ich keine Lust mehr auf die Innenstadt und wir fuhren erst mal raus. Dort fanden wir an den großen Supermärkten auch Waschboxen zum selbst waschen. Die nächste Schinimontasch mit einer Halle fuhren wir dann an, die wollten aber 3000 Rubel oder alternativ 45 Euro haben, was uns doch entschieden zu viel war. Also fuhren wir wieder raus und in die nächste Bosch/Lada-Werkstatt, wo uns ein Preis von 1600 Rubel genannt wurde (ca. 23,- €), was uns zwar auch noch viel vorkam und der Kundendienstberater die Felgengröße wissen wollte, aber trotzdem gerade mal halb so viel. 30 Minuten sollten wir warten und dann könnten sie es machen und es würde ca. 1h dauern. Hä? Ne, wir wollen doch nicht die Reifen auf den vorhandenen Felgen tauschen, egal.
Am 25. oder 26. verabschiedete sich auch der Strom an der 12V-Steckdose. Vmtl. Sicherung geflogen. Im dicken Handbuch fanden wir weder den Standort des Sicherungskasten im Innenraum, noch welche Sicherung es ist. Nach einiger Zeit hab ich dann meinen Werkstatt-Handbuch-Zugang im Internet bemüht, dort fand ich zumindest schon mal die richtige Sicherung und wie der Sicherungskasten aussehen müsste. In den 30 Minuten Wartezeit fiel mir das ein und ich montierte die eine Verkleidung ab und fand dann auch den Sicherungskasten. Als ich die Sicherung rauszog, war ich aber überrascht, da sie nochmal kleiner war als die, die ich mir letztens an einer Tankstelle gekauft hatte, genauer gesagt fehlten die spitzen Füßchen. (Mittlerweile weiß ich, dass auch die mit den Füßchen gepasst hätten und etwas rausgestanden wären).. Also übergab ich die Arbeiten einfach der Werkstatt.
Schlussendlich mussten wir lediglich 280,- Rubel (ca. 4,- €) für das Umstecken der 4 Räder zahlen, eben weil nur die Räder zum wechseln waren und sein Preis so gemeint war, dass die Reifen von den Felgen zu tauschen wären! Wenn das mal nicht günstig ist! Und vmtl. wird man in einer Markenwerkstatt auch als Ausländer nicht so leicht über den Tisch gezogen wie bei den Hinterhofwerkstätten, schon allein, weil die hier eine richtige Rechnung schreiben müssen. Dazu kamen noch 160 Rub (0,2h Arbeit, ca. 2,30 €) für die 12V-Steckdosen-Sicherung und den Austausch. Nochmal: 0,2h Arbeitszeit (inkl. Erstatzsicherung) um 160 Rubel, das macht einen Stundentarif von umgerechnet ca. 11-12,- €!
^ Kurz vor der Autowäsche in Samara – man beachte den grauen Fleck links oberhalb des Kennzeichens – lediglich Dreck, aber kein Schimmer vom blauen Lack mehr sichtbar :)
Jedenfalls zog sich das mit dem Stau und der Werkstattsuche mal wieder so in die Länge, dass es mittlerweile dunkel war, bis wir wieder alles verladen und festgezurrt hatten und abfahrbereit waren.
^ Das eingebaute Navi hatte ab Russland keine Karten mehr, aber immerhin werden Seen und Berge und Landesgrenzen angezeigt, was einem einen guten, groben Überblick gibt. Die Navigiation überließen wir einem Android-Tablet mit der kostenlosen maps.me – Software, die ich am iPhone schon in Georgien+Armenien damals verwendete. Die errechneten Fahrzeiten kann man zwar komplett vergessen, ansonsten ist sie aber ganz gut, da man z.B. auf der Karte die Tankstellen- und Restaurant-POIs auf der Route einblenden kann und bei den Hotels die (vermutlich) Booking.com-Bewertung mit angegeben ist.
^ Ohne die Reifendrucksensoren in den Spikerädern gab es stets diese gelbe Meldung rechts und das blinkende Dreieck, sowie noch ein gelbes Reifendrucksymbol. Daran gewöhnt man sich aber. Als wir bei der Rückfahrt wieder die normalen Reifen montierten und nichts mehr gelb blinkte, fand ich das komisch, als ob irgendwas fehlen würde ;)
Gegen 21 Uhr kamen wir an der Grenze zu Kasachstan an, die Straße von Samara aus war bis auf ein Zwischenstück schön, neuer Asphalt, endlose Gerade, kein Verkehr. Dann Wartezeiten an der Grenze auf russischer Seite und katastrophaler Straßenzustand, tiefe Löcher mit Schneeschmelzwasser gefüllt, abschnittsweise auch Eisenstangen, an der Station selbst in der Mitte der Spur so komische Metallschienen, wo ich dann gleich mal zur rechen Spur gelotst wurde, die schwieriger aussah und wo es dann auch etwas gekrazt hatte bei meinem Fahrzeug. Na nerv. Dennoch kamen wir recht schnell durch, dank Zollunion zwischen RU und KZ war die Zollkontrolle auch zügig erledigt. Bei der Ausfahrt auf der russischen Seite waren dann glatt noch krassere Löcher und am Schluss eine gut 20-30cm tiefe große Wasserpfütze zu durchfahren.
In Kasachstan war die Grenze eher kleiner und auch wieder generell unproblematisch, parken, ins Haus gehen (das ist immer angenehmer als draußen in der Kälte stehen zu müssen), dort Passport-kontroll, Stempel in den Pass, Stempel auf den Talon, für den Zöllner alle Türen aufgemacht, Stempel auf den Talon, fertig, und beim Rausfahren Talon abgeben. Danach kurz rechts halten und eine Haftpflichtversicherung kaufen, 1 Monat 34,- € und noch etwas Geld gewechselt bei der Gelegenheit. Ansonsten gab’s keine Kosten oder Geldabknöpfversuche. (An der russischen Grenze musste ich ebenfalls eine Haftpflichtversicherung abschließen, da meine grüne Karte nicht in Russland gültig ist. Und ja, beide Versicherungen wurden im Laufe unserer Reise mehrfach in RU und KZ von Polizisten kontrolliert.)
Etwas nach Mitternacht (Ok, +1h Zeitverschiebung, weil wieder neue Zeitzone, GMT+5 jetzt) kamen wir am gebuchten Hotel in Oral an, wo sich das gebuchte “Doppel- oder Zweibettzimmer” trotz Extra-Vermerk von mir “two seperate beds” als zwar im Prinzip Zweibettzimmer herausstellte, wobei sich das “zwei” nur auf Gestell und Matratzen bezog, denn: Bettlaken und Bettdecke war nur eine einzige große. So ein Krampf! Unten an der Rezeption beschwert hätten wir dann zusätzlich zu den gezahlten 22.500 Tenge nochmal 21.000 zahlen müssen für ein anderes Zimmer, das anscheinend zwei wirklich getrennte Betten gehabt hätte (wohlgemerkt hätten wir dann nicht 2, sondern nur 1 Zimmer erhalten). Weil man flexible Raten hätte. Könnte man das Bett in diesem Zimmer nicht einfach trennen? Worauf sie meinte, wer das denn machen sollte, aber morgen könnte das das Zimmermädchen machen. Nö, wir sind nur einen Tag da. Schlussendlich gab sie uns dann ein zweites Zimmer ganz ohne Aufpreis. Das war jetzt günstiger als die beiden Betten im bestehenden Zimmer zu trennen? Oh mann.. Das WLAN war auch zu vergessen, lahm, Verbindungsprobleme und das Zimmer sehr warm.
^ Das hatten wir als Zweibettzimmer reserviert – so ein Krampf.
Paar Dashcam-Sequenzen von heute:
(Fortsetzung folgt.)