Sulden, 11.11.2017 / Carpani-Skitest

Sa, 11.11.2017

Heute ging’s also wieder nach Sulden, mittlerweile gab es ja etwas mehr Schnee und lt. Webcam sollte man die gesperrten Abfahrten zur Mittelstations bzw. ins Tal fahren können. Auch oben wurden einige Abfahrtsstücke geöffnet, allerdings sind weiterhin beide Gletscher-Abfahrtsabschnitte geschlossen. Wartezeiten an der unteren KSB gab es vormittags sehr wohl auch, oben dagegen war’s leerer. Etwas Sonne gab es insbesondere vormittags, wobei der Wind tw. schon recht stark war und zunahm.

Etwas überrascht war ich, dass heute gratis Skitest war und auch Carpani da war, obwohl auf deren Homepage gar nichts davon zu lesen war. Sonst hätte ich meine Carpani mitgenommen, so hatte ich meine alten K2-Allmountains dabei, da ich für die Talabfahrt natürlich Steine erwartete. Am Carpani-Stand war’s fast immer am vollsten. Kann natürlich auch daran liegen, dass viele Skifahrer die Marke noch nicht kennen bzw. noch nicht getestet haben und daher für viele interessanter war, sie mal auszuprobieren. Einige Ski hab ich natürlich auch ausprobiert.

Als ich mich vorstellte und er mich – spätestens nach einem Bild meiner Ski – erkannt hat, hat er zweimal anderen Gegenüber von mir “geschwärmt”, ich dachte, er meinte meine Ski, aber spätestens beim zweiten Mal, wo ich ihn korrigieren wollte, verstand ich, was er meinte – er meinte mein 360°-WC-Panorama vom Corno alle Scale (bekanntlich der Hausberg von Carpani, denn im Ort unten haben sie ihr Geschäft und ihre Produktion), das ich ihm vor längerer Zeit mal per EMail verlinkte oder schickte.

In Folge nun die Ski, die ich heute getestet hab. Hinweis: Der Schnee war heute recht pulvrig, es gab nur wenig härtere, abgefahrene Stücke in den Steilhängen. Mein Ergebnis, insbesondere in der Kategorie Driften / Kantenbissigkeit, könnte viel anders sein, wenn es durchgehend eisigharte Kunstschneepisten gegeben hätte auf denen manche Ski vielleicht ganz anderes reagiert haben könnten.

Als erstes testete ich den FR2 “Allmountain Hypercarve Rocker”, 175cm, lt. Web 80% Piste, 20% Offpiste und für Liebhaber extremer Kurven.
http://www.carpanisci.com/models/allmountain/fr2-2/
Die ersten Schwünge war ich überrascht, wie gut der Ski zu driften geht, also wie wenig kantenbissig er ist. Wenn man aber auf die Kante drückt, dann fährt er tatsächlich sehr kurze Kurven wie auf Schienen, wobei ich das eher auf den leichteren Abfahrten getestet hatte. Das hat mich gleich doppelt überrascht, da ich so einen Ski noch nie getestet hatte und das für mich eher unkombinierbar schien – entweder gut driftbar oder schienenlastiger Kurzschwung, aber beides in einem Ski ist mal was anderes. Etwas Kraft raubender ist der Ski dadurch natürlich schon und man muss aufpassen, dass es einem nicht aus der Kurve hebt. Der FR1, der nicht zum Testen da war, soll lt. Hrn. Carpani den gleichen Radius haben, aber weniger hart und weniger präzis sein. Da würde ich doch zum FR2 tendieren. Könnte neben Allmountain und Racecarver durchaus ein dritter Ski sein, mit dem ich hier und da Spaß haben könnte – muss wir wohl mal wieder ein Design einfallen lassen ;-)

Als 4. Ski testete ich den ähnlich klingenden F2, also ohne “R”, der als Extreme-Racecarver positioniert ist, ebenfalls in 175cm.
http://www.carpanisci.com/models/rc/f2-extreme/
Sollte angeblich härter und aggressiver sein als der FR2, ich fand ihn eher das Gegenteil. Vielleicht war die Kante nicht so scharf, vielleicht konnte ich ihn nicht richtig fahren, aber er war ebenfalls gut driftbar, also nicht kantenbissig, und auch mit Druck nicht wirklich sonderlich kantenbissig oder extrem. Mag sein, dass man den Ski mit noch mehr Druck fahren muss bzw. dieser die Kantenbissigkeit dann erst mit Speed und viel Druck bei steileren Passagen liefert, die der FR2 bei leichteren Pisten bietet. Oder vielleicht nur bei eisigharten Kunstschneepisten. Also der F2 ist nichts für mich – oder ich nichts für den F2, wenn auch zumindest heute nicht aus dem Grund, den ich erwartet hätte.

Als 2. Ski testete ich den F7, Capranis neues Allround-Modell, in 167cm.
http://www.carpanisci.com/models/allround/f7/
Der hatte etwas stärkeren Kantengriff beim Driften, die beim Schnellfahren bzw. bei mehr Druck auch etwas härter, aber nicht extrem wurde. Ein Ski, mit dem man auf blauen und hellroten Pisten gemütlich den Tag durchfahren könnte, ohne zu ermüden, da man nicht wirklich auf die Idee kommt, ihn extrem carven oder damit sonderlich schnell fahren zu wollen. Somit eine gute Mischung für einen Allrounder.

Da mir die Renn-Ski zu lang waren, entschied ich mich als 3. Ski für den F3 aus der Maestro-Linie (den F3 gibt’s auch in weiteren und richtigen Renn-Versionen), in 165cm und mit 13m lt. Notierung auf den Skiern und als SL-Racecarver ausgelegt, für mich also als Slalomcarver egtl. zu lang, was aber normalerweise für mich positiv, weil breitbandiger, bedeutet.
http://www.carpanisci.com/models/maestro-line/f3maestro/

Auch dieser ließ sich wieder gut driften – wenn man langsam fährt. Sobald man schneller fährt, werden die Kanten auch ohne besonders großen Druck geben zu müssen bissiger und er zieht seine Schienen durch, was ich also im Grunde ein sehr positives Verhalten finde. Aber nicht mit 13m. Das kann jetzt wieder daran liegen, dass ich im Steilen nicht so extrem schnell und mit viel Druck fahren kann, in den “normalen” Passagen fuhr er spurgetreu nach meinem Gefühl her viel größere Kurven. In Folge fuhr ich mit dem Ski viel schneller als mit den anderen, weil es einfach mehr Spaß machte, diesen Ski bei Speed zu fahren. Ebenfalls ein Ski, den ich mir für mich vorstellen könnte. Als ich mich damals für den F6 entschieden hab (der neue war leider immer gerade verliehen, wenn ich da war, außer am Anfang, wo ich aber andere lieber testen wollte), hatte ich ja befürchtet, dass die Renn-Modelle kantenbissiger wären – jetzt bin ich eher der Meinung, dass mein alter F6 bissiger und weniger leicht driftbar ist als der F3, den ich heute getestet hab. Sollte ich also mal wieder einen Racecarver bei Carpani bestellen (und meinen noch recht neuen Völkl RC ersetzen wollen), wäre der F3 Master ein heißer Kandidat.

Als 5. Ski entschied ich mich für den Allmountain Spigolino Titan (ich hab ja das Free-Modell) in 170cm.
http://www.carpanisci.com/models/allmountain/spigolino-titan/
Da ich meinen Spigolino Free ja nicht dabei hatte, konnte ich ihn aber doch nicht wirklich mit meinen vergleichen – da hätte ich mir vielleicht einen Ski Titan, einen Ski Free leihen müssen – aber das ist ja auch egal, da ich meinen ja jetzt habe. Wie erwartet und gemäß der Beschreibung war der Spigolino der beste der heute getesteten im leichten und zerfahrenen Tiefschnee neben der Piste – während ich mit den anderen nach kurzer Zeit wieder rauswollte, wollte ich das mit dem hier nicht. Auf der Piste war er ebenfalls gut zu driften und hatte einen mittleren, nicht zu extremen Kantengrip, egal ob langsamer oder schneller. Überrascht war ich, dass er trotz des größeren Radius (18m) sehr leicht zu drehen war, vielleicht sogar der drehfreudigste der heute getesteten. (Das Freeride-Modell Cupolino war heute ebenfalls nicht zu leihen oder ganztags verliehen – war ja auch noch zu steinig abseits der Piste.)

Fazit: Man wird wohl nie einen Ski bauen können, mit dem man alles unter einen Hut bringt. Nach den heutigen Tests wären für mich egtl. 3 Ski verschiedener Klassen zu kaufen: Der Spigolino für die Tage, wo man auch mal offpiste im Tiefschnee unterwegs sein will, der F3 Master für die Tage, an denen man Kilometer fressen will und der FR2 für ein bisschen Abwechslung und mehr Spaß auf sonst langweiligen, weil zu flachen oder zu modellierten oder zu kurzen Pisten. Da ich ja den Spigolino bereits habe und der Völkl als Racecarver noch 1-2 Saisonen halten sollte, könnte ich mir einen Kauf eines FR2 im nächsten Jahr durchaus vorstellen.

(Fotos anklicken zum Vergrößern)


^ Parkplätze waren ziemlich voll, Talabfahrt gesperrt, aber möglich.


^ Pano von der PB-Bergstation, Abfahrt zur Mittelstation noch gesperrt, aber möglich.


^ Morgens schien die Sonne ganz gut, allerdings ist ja viel vom Skigebiet im Schatten.


^ Auf der Abfahrt blieb den normalen Skifahrern nicht mehr viel Platz


^ An der unteren KSB gab es bis Mittag auch schon mal Wartezeiten


^ Carpani FR2


^ Carpani F7, während die Schöntauf-II wieder einmal stehen blieb, wie so häufig heute


^ Carpani F3 Maestro


^ Skitest


^ Nachmittags wurde es bewölkter, ein paar Schneeflocken gab’s auch mal für ein paar Sekunden.


^ Carpani Spigolino – die bekamen anscheinend heuer die Spitze abgeschnitten. Na, da gefallen mir meine besser.


^ Abfahrt Mittelstation


^ Mittelstationsabfahrt. War doch etwas zu wenig Schnee für eine offizielle Öffnung, auch ein paar Steine, denen man aber normalerweise gut ausweichen konnte.


^ Mittelstationsabfahrt


^ Mittelstationsabfahrt


^ Mittelstationsabfahrt von der PB-Mittelstation aus. Bin sie dann nochmals gefahren


^ Nettes Eck bei der Talabfahrt, Skiweg, als Schwarz eingezeichnet


^ Nettes Eck bei der Talabfahrt

.. hinten raus musste man dann etwas Schieben – aber von der PB müsste man ja auch etwas länger zum Auto laufen, also bleibt sich das wohl relativ gleich. Zur Wiederholung ist die Talabfahrt eher wenig geeignet, da man doch recht viel Fußweg zur PB-Talstation hat.

Nachdem ich Sulden vor ca. 10 Jahren ein paar Mal Anfang November besuchte, wollte ich in den letzten Jahren nur noch ungern hin – lange Anfahrt, viel Schatten, wenig Abwechslung im Vergleich zu den Gletschern. Heute mit dem Skitest war es natürlich praktisch, dass ich die gleiche Abfahrt mehrmals fahren konnte. Leerer als auf den Gletschern ist es auch, und egtl. ist es Abfahrts- und Schneemäßig hier wohl auch meist besser/schöner als in Obergurgl Anfang/Mitte November, das ich zuletzt aufgrund der Saisonkarten hin und wieder besuchte und ja auch nie so wirklich “warm” damit wurde. Zudem ist die Größe mit der Mittelstations- und Talabfahrt auch ausreichend für einen Tag. Wenn’s nächstes WE sonnig wird und mir nichts besseres (zu einem günstigen Preis) in die Quere kommt, werd ich also wohl wieder für einen Tag herschauen.

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