Ironbridge: Broseley Pipeworks Museum (Ton-Tabakpfeifen), 29.8.2024 / überraschend interessant

Do, 29.8.2024 – Teil 2

Als ich bei den aufgeführten Museen des Ironbridge-Museumspasses “Pipeworks” gelesen hab, dachte ich eigentlich an Rohre, ein Rohrhersteller, ein Röhrenwerk, bei näherer Betrachtung und Lesen der Rezensionen handelte es sich aber nicht um Pipes im Sinne von Rohre, sondern um Pipes im Sinne von Tabakpfeifen!

Als (eher militanter) Nichtraucher wär ich wohl nie auf die Idee gekommen, mal ein Pfeifenmuseum zu besuchen, aber weil es im Ironbridge-Jahrespass inkludiert ist, die Rezensionen gut waren und ich eigentlich nur Holzpfeifen kenne, während es sich hier um Tonpfeifen handelt .. zudem fiel mir ein, dass von all den Rauchprodukten mir früher einzig der Pfeifentabakrauchgeruch nicht störte, alles andere fand und find ich eklig.

Dass das Museum dann so interessant sein würde, hätte ich erst recht nicht gedacht. Der große Jahrespass in Ironbridge lohnt sich also durchaus, im Nachhinein fand ich das, was ich schon von früher kannte, die Blists Hill Victorian Town, mit am uninteressantesten, zumindest aber das China Museum, das Tile Museum, das Iron Museum und jetzt auch das Pipeworks Museum, interessanter.

Blöderweise hab ich am Musemsparkplatz noch etwas im Auto auf meine Führung gewartet, aber man durfte auch ohne Führung frei rumlaufen und es gab viele Tafeln, die man hätte lesen können.

Der Tonpfeifenbau hatte hier in Broseley eine lange Tradition, schon im oder um das Jahr 1600, so dass “Broseley” in mancher Zeit synonymhaft für jede Tonpfeife verwendet wurde. Diese Firma hier war wohl die letzte und hat dann ca. 1960 geschlossen – und grob gesagt, was liegen blieb, blieb liegen, also vieles liegt hier genau an dem Platz, wo es damals lag.

Die Tour fing dann verspätet an, d.h. die 1400-Tour ging über 1 Stunde. 2 Filme wurden gezeigt von damals, man konnte auch nach der Führung später noch etwas frei rumlaufen, hab mir aber nicht mehr alles durchgelesen, man nahm ja an, dass die Leute hier auch bald heimgehen wollen. Unsere Gruppe war eigentlich etwas groß für die Führung und eine Frau älter als ich hat die ganze Zeit am Handy Nachrichten verschickt und empfangen, also alle paar Sekunden kam ihr Nachricht-Empfangen-Ton, das war mal wieder sehr störend und hab ich in dem Ausmaß auch noch nie erlebt.

Innerhalb 45 Sekunden haben damals zumeist Frauen mit beiden Händen gleichzeitig den weichen Ton / Lehm zu einem Pfeifenstück samt Mundstück ausgerollt, danach kam es in eine eiserne Form zum Pressen und entweder davor oder danach wurde der Draht durch das Mundstück eingeführt, der den Luftkanal vom Tabak zum Mund freihalten soll.

Fand ich insofern faszinierend, dass man dabei ja aufpassen muss, nicht rauszustechen. Außerdem wurde dieser Draht wieder rausgezogen, und diese ja noch recht weichen Pfeifen in die Behälter gelegt, die dann in den Brennofen kamen. Bei den längeren Pfeifen mit gebogenem Stück wurde die Biegung in diesen Behältern gemacht, deren Boden dann entsprechend gebogen waren.

Und diese Tonpfeifen konnten bis zu ca. 90cm lang sein. Doppelt faszinierend, da mit so einem schmalen Draht / Stab die Öffnung durchzubohren.

Es gibt im Museum sogar Bereiche, die nicht geputzt werden dürfen, weil es der originale “Staub” von damals ist, also das, was in diese Brennschüsseln mit reingegeben wurde, damit die Pfeifen beim Brennen im Hochofen nicht aneinanderkleben.

Die eine FIrma hier hat in den 1860ern bis zu ca. 1.5 Millionen Pfeifen im Jahr hergestellt. Und es gab wohl 30 oder 50 Firmen hier im Ort, aber natürlich nicht alle so groß. Ca. von 1680-1730 war aber die Hauptzeit für diese Tonpfeifen, danach gab es andere Materialien oder eben Zigaretten und andere Tabakprodukte wurden beliebter.


^ Broseley Pipeworks Museum, diese Pfeifen wurden zumeist in Wohnhäusern bzw. umgebauten Wohnhäusern hergstellt und waren entsprechend Familienbetriebe


^ Der kleine Ort Broseley


^ Verschiedene Pfeifen, wobei es hier um die untere aus Ton geht


^ Diverse Ausstellungsstücke


^ Viele ferttig gepresste Pfeifen wurden nicht mehr gebrannt, solche Schüsseln stehen auch an anderer Stelle noch viele herum


^ Es gab viele Designs, wobei die meisten nur kurz erhältlich waren, somit Archäologen Funde, die auch solche Pfeifen enthalten, recht gut datieren können


^ Weitere Designs


^ Etwas längere Pfeifen, wobei bemalte Pfeifen eher ncht zum rauchen verwendet wurden, sondern eher als Schaustück oder für die Wand


^ Brennofen


^ Innenhof, links ist der original alte Lehm/Ton, aus dem sogar noch manchmal Pfeifen hergestellt wurden, mit der Maschine rechts wurde der Stein gemahlen, um ihn zu verarbeiten


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^ Diverse Infotafeln


^ Versuch eines elektrischen Brennofens hinten, vorne die gewölbten Behälter, in denen die längeren, gebogenen Pfeifen gebrannt wurden


^ Sogar diese Treppen darf man weiter hinauf gehen


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^ Es gibt auch einen, der Pfeifen noch nach alter Art herstellt, damit die Besucher was zu sehen haben.


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^ Eisen?lkette an der Decke. Ich hab mich ja schon oft gefragt, was das für Eisendinger sind, die man außen an alten Häusern manchmal sieht – eventuell wurden dort diese Ketten fixiert als stabilisierendes Element


^ Die ältesten Pfeifen hatten noch eine kleinere Brennkammer für den Tabak


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^ Die Pfeife in der Schachtel und den Formen darunter wurde kleine (!) Churchwarden genannt


^ Da das ja nur gebrannter Ton ist, kann man sich denken, dass diese Pfeifen nur im Sitzen von wohlhabenden Männern verwendet wurden


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^ Wie man wohl diese Spirale hergestellt hat..


^ Es wurden auch andere kleine Ton-Figuren (links) z.B. für Puppenhäuser produziert; oder diese Tonpfeifen für Seifenblasen auf Jahrmärkten verwendet usw.


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^ Tabak


^ Im 2. Stock


^ .. wird auf den Tafeln erklärt, wie so eine Pfeife hergestellt wurde


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^ Es gibt auch Tafeln zur Geschichte des Tabaks bzw. des Rauchens


^ Schnupftabak – da hab ich schon so lang niemand mehr gesehen, dass ich das ganz vergessen hab, dass der auch existiert. In den 1980ern sah man noch mehr alte Männer, insb. im ländlichen Bayern


^ Originalverpackung


^ Hier kleben noch Reste eines Kalenders von April 1937. Der Kleber muss zu gut gewesen sein ;)


^ Man kann recht frei umherlaufen, es gibt nur wenig abgesperrte Bereiche und eigentlich auch kein Schild, dass man nichts anfassen darf


^ Diese schwarzen Plastikteile sollen glaub ich eine Schutzhülle für die kleinen Pfeifen sein, damit sie nicht so leicht kaputt gehen


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^ Eisenform


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Hab später noch nachgefragt, warum die nicht bemalt oder glanz-gebrannt wurden, naja, waren wohl (trotz des unterschiedlichen Designs) Gebrauchsgegenstände, die schnell und günstig ersetzt werden konnten und sollten, die “schönen” waren dann eher für die Wand gedacht.

Als Souvenir wären diese einfachen kurzen Pfeifen (gebrannt) um 1,- Pfund oder so verkauft worden, die hatten leider ein langweiliges Design (nur eine geschwungene Linie oder irgendwelche Buchstaben drauf) – wenn sie eine der interessanteren Formen verkauft hätten, hätte ich eine mitgenommen. Aber so, eh schwierig die dann heil zu transportieren.

Bis ich am Auto war, war es 16:40, also 2 Stunden in diesem überraschend interessanten, kleinen Museum verbracht und ein Besuch des alten Zollhauses an der Brücke, das bis 17h offen hätte, würde sich auch heute wieder nicht mehr lohnen.

Hatte mir blöderweise heut Früh beim Coop einen Garnelen-Salat mitgenommen, den ich heut Abend essen müsste, hätte jetzt schön nahe der Brücke parken und irgendwo was zum Essen mitnehmen können. Zudem schmeckte er mir später nicht besonders.

Die Tar-Tunnel-Tour morgen um 11:00 war schon auqsgebucht, also buchte ich abends noch schnell die 12:30er Tour. Preis ist ja im ironbridge-Jahrespass inkludiert. Startpunkt soll das China Museum sein, so dass ich davor und ggf. danach dort reingehen wollte um das schöne Porzellan nochmals anzusehen.

In schottland, also vor über 4 Wochen, meinte ich einen Mückenstich am Bein abbekommen zu haben, vielleicht nachts im Auto von so einer blöden kleinen Midge. Sah eigentlich relativ klein aus, war unter der Haut aber etwas geschwollen, hatte es mit dem heißen Anti-Mückenstich-Gerät mehrmals behandelt, es juckt immer noch alle paar Tage oder auch mal mehrmals pro Tag. Und es sollte auch noch einige weitere Wochen recht häufig jucken, selbst Mitte September war es noch nicht ganz weg. Krass. Mistviecher.

Tagestemperaturen heute? Wie üblich diesen Sommer bzw. sogar mal etwas wärmer: 20° ;)

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